Mittwoch, September 28, 2005

Blood, Sweatshops and Tears



Sehr geehrte Frau Böhm,

wie Sie wissen, starben am 11. April 2005 beim Zusammensturz des neunstöckigen Fabrikgebäudes Spectrum/Shahriyar in Bangladesch 64 ArbeiterInnen, die für Karstadt/Quelle Textilien herstellten. Mindestens 79 ArbeiterInnen erlitten durch das Unglück schwere Verletzungen. Die Situation in folge der Katastrophe ist nicht nur für die verunglückten ArbeiterInnen und deren Familien verheerend, sondern stellt auch diejenigen, die durch den Einsturz ihren Arbeitsplatz verloren haben, vor massive Probleme. Durch das fehlende Einkommen sind viele Familien nicht mehr dazu in der Lage ihre Mieten zu bezahlen und stehen heute mittellos auf der Straße.


So beginnt ein Online-Protestschreiben des Inkota-Netzwerks an den angeschlagenen Karstadt-Quelle-Konzern.
INKOTA ist ein ökumenisches Netzwerk entwicklungspolitischer Basisgruppen, Weltläden, Kirchgemeinden und Einzelpersonen.
1971 wurde es in der DDR als Untergrund-NGO gegründet.

Seit Mai 2005 koordiniert Inkota die Eilaktionen der Kampagne für "Saubere Kleidung" und unterstützt damit die Textilarbeiter und Arbeiterinnen beim Kampf für bessere Arbeitsbedingungen.
Billige Klamotten sind ok, faire Arbeitsbedingungen für die, die sie herstellen auch. Egal wo.
Auf zur revolutionären Online-Demo für billige und faire Klamotten!

Dienstag, September 27, 2005

Der Störsender kommt in den Knast

Mit dem Ende des kalten Krieges schien auch der gute alte Störsender ausgedient zu haben. Im alten RIAS-Gebäude am Berliner Innsbrucker Platz kann man noch einen betrachten. Einige können sich auch noch an das gestörte Nachrichtenprogramm des konservativen Schamoni-Privatsenders Hundert,6 im heißen Herbst 89 erinnern. Für die einen wars die Stasi, für die anderen eine PR-Aktion der privaten Station. Schließlich blieben die Nachrichten von Rias und SFB ungestört. Doch das ist Geschichte.


Foto: Sebastian Krekow

"Zurück in die Zukunft", sagt sich Baden-Württembergs liberaler Justizminister Ulrich Goll. Seine Partei hatte im Wahlkampf mit dem Gegensatzpaar "Freiheit und Sicherheit" geworben. Zielgruppe seiner Politik sind nun erstmal die Menschen, die mehr in Sicherheit als in Freiheit leben. Goll möchte am liebsten gegen im Gefängnis verbotene Gespräche mit Handy vorgehen. Sogar eine Bundesratsinitiative hat er schon ins Rollen gebracht. Durch den Einsatz von Störsendern sollen die Gespräche von Gefangenen zukünftig unterbunden werden. Es ist sowieso fraglich, wie die Mobiltelefone überhaupt durch die dicken, deutschen Gefängnismauern geraten, aber irgendwie schaffen es die kleinen Dinger trotzdem. Besucher und Vollzugsbeamte kommen nicht in Frage. Da die Schwachstelle nicht ausfindig zu machen ist, kommt jetzt der Störsender in den Knast.
Der Minister war sicher schon so frei und hat sich ein Unternehmen ausgeguckt, welches die Geräte herstellt, liefert, montiert und wartet.


Quelle: alarm.de

Den Handy Blocker für das D + E Netz mit 2x2 Watt, bis max. 2x 20 Watt gibt es im Internet schon für günstige 865 Euro.

Montag, September 26, 2005

Stärkere Repressionen gegen Liebespaare

.

Mit immer stärkeren Repressionen reagiert der Staat auf den massiven Pärchenterror. Mutmaßliche Pärchen-Terroristinnen und Terroristen will die Stadt Hannover mit sogenannten Kußinseln maßregeln. Dies wurde heute im Rat der Stadt bekanntgegeben. "Wir wollen und werden mit der Kampagne ein deutliches Zeichen gegen Liebe und Sexualität setzen.", erklärte der Bürgermeister der niedersächsischen Landeshauptstadt am Nachmittag. Indes protestierten Liebes-Aktivisten gegen den Vorstoß des konservativen Stadtvaters. In Form einer spontanen L.O.V.E.-Parade zogen sie vor den Rat der Stadt.

Mit Herz-Fahnen und "Love is not a Crime"-Rufen empörten die 4000 Extremistinnen und Extremisten die Hannoveraner Stadtbevölkerung.
Die Sprecherin der Liebesinitiative KISS, Heidi Herzblatt, sagte:"Wir fordern das sofortige Entfernen der Kuss-Inseln in der gesamten Innenstadt. Küssen ist ein Menschenrecht. Ich möchte küssen wen ich will und wo ich will und damit BASTA.

Einzelne Ratsmitglieder haben bereits verlauten lassen, dass die Umsetzung der Kampagne noch optimiert werden müsse. Schließlich wolle man die Liebe nicht ganz verbieten, sagte eine Fraktionssprecherin.

Katrina war unfair, Kyoto auch

Vor einem Monat stieß ich auf ein amerikanisches Weblog. "You call it Katrina. We call it global warming." Das fand ich interessant. Am 14. März 2001 stiegen die USA, der weltweit größte Emissionsverursacher, aus dem Kyoto-Abkommen aus. George W. Bush sagte damals, das Protokoll sei ein unfaires und uneffektives Mittel, um den Klimawandel abzuwenden.

Göttingens finstere Vergangenheit



Mahnmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Göttingen
Foto: Jens Steiner


Der unverheiratete Eugen Proskauer wurde
1936 von zwei jungen christlichen Denunzianten wegen "Rassenschande" angezeigt. Nach seiner
Verhaftung erhängte er sich im Gerichtsgefängnis in Göttingen.

Datensammlung zu Katrinas Folgen

Die an der Missourie School of Journalism ansässige Investigative Reporters and Editors, Inc. hat umfangreiches Recherchematerial zu den Auswirkungen von Naturkatastrophen wie den den Stürmen Rita und Katrina auf ihrr Website zur Verfügung gestellt.



Grafik, Quelle: National Hurricane Center (gemeinfrei im Sinne der Public Domain, da durch US-Regierungsmittel erstellt)

Die Materialien decken die Themenbereiche
Gesundheitschutz und Gesundheit, Gift und Gefahrenabfälle, Berichterstattung in den Medien, frühere Wirbelstürme, Infrastruktur, Katastrophendarlehen und Anleihen,Naturschutz und Umweltschutz,Wohlfahrtsverbände und Hilfsorganisationen

Zudem stellt die Organisation Datenbanken, Artikel und Publikationen, Internetquellen, Abbildungen und geografische Karten zur Verfügung.

Wikipeberg

Endlich bekommt der Berliner Bezirk Prenzlauer Berg was er verdient. Einen exzelenten Wikipedia-Artikel in deutscher Sprache.

Sonntag, September 25, 2005

Ein Sommer, der nicht ausklingen mag

Das gefällt mir sehr. Waren es zehtausende oder hunderttausende, die sich heute bei strahlender Sonne durch die Göttinger Altstadt schoben. Wo kamen nur diese Massen an Menschen her und wo haben sie geparkt? Fuzo ist kein Morphem ferner asiatischer Staaten. Fuzo nennt die Göttinger Stadtbevölkerung liebevoll ihre ausgedähnte Fußgängerzone. Genau da herrschte heute Rush Hour mit Stop and Go und das vom frühen Morgen bis zum Einbruch der Dunkelheit.
"Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität, enthält 999 Feuerstellen, diverse Kirchen, eine Entbindungsanstalt, eine Sternwarte, einen Karzer, eine Bibliothek und einen Ratskeller, wo das Bier sehr gut ist." Ich will Heinrich Heine keine übernatürlichen Fähigkeiten nachsagen. Den Geist dieser Stadt hat er treffend formuliert.

In Göttingen gehen Uni und Wurst, Geist und Fleisch bisweilen unerwartete Verbindungen ein. Ein Blick aus meinem Fenster genügt. Dort wanken die Trunkenbolde vom Oktoberfest nach Hause, übergeben sich nur knapp am Töchterchen vorbei und lallen die Klänge der Blaskapelle nach, die seit neun Uhr morgens das Viertel beschallte.

"Denkste denn, denkste denn, Du Berliner Pflanze, denkste denn ick liebe Dir, nur weil ick mit Dir tanze." Ein falsches Notenblatt muss den feucht fröhlichen Musikanten in Blau und Weiß untergekommen sein. Ein Schmunzeln konnte ich mir nur schwer verkneifen.

Ein erster Besuch beim Göttinger Inder sollte auch mein letzter bleiben. Zu verwöhnt ist mein Gaumen, zu klein der Geldbeutel. Wer ein Bathura bestellt, erwartet sicher keine hohlen Krupuk-Chips.
Doch ich bin ja nicht nach Göttingen gekommen, um einen Restaurant-Guide zu verfassen. Meine Mission ist eine andere.

Donnerstag, September 22, 2005

Neue Geo-News-Suchmaschine online

Romso.de ist eine neue Nachrichtensuchmaschine. Sie durchsucht nach eigenen Angaben über eine Million Artikel aus hunderten Nachrichtenquellen. Im Gegensatz zu den News-Suchen von Google oder Yahoo werden die Suchergebnisse auch in Form einer Deutschlandkarte präsentiert, auf der man Orte und Regionen anklicken kann.

Zu jeder Stadt generiert Romso tagesaktuelle Schlagwoerter, die die jeweiligen lokalen Themen der Stadt zusammenfassend beschreiben. Zudem zeigt eine Zeitleiste die Medienpräsenz des Suchthemas im zeitlichen Verlauf.



Romso.de ist eine Entwicklung von Thorsten Blancke und Martin Gutschke. Beide stammen aus dem Umfeld der Entwickler der Meta-Suchmaschine metager.de. Sie haben einen Algoritmus entwickelt, mit dem zu den größten deutschen Städten aktuelle Schlagwoerter berechnet werden. Mit Hilfe von Geodaten, werden diese auf Satellitenbildern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) positioniert. Das Projekt wird vom Verein SuMa-eV gefördert.

Für den Open Source Browser Firefox liegt bereits ein Plugin vor.
Quelle: nr

Mittwoch, September 21, 2005

Göttingen Gossip

Die Wahl ist vorbei, aber noch nicht gelaufen. In Göttingen merkt man nichts vom Trubel auf Bundesebene. Die Wahlkampfstände der Parteien wichen den Fundraising-Schirmchen einer kirchlichen Hilfsorganisation. Die Sonne scheint. Der späte Sommer zeigt sich von seiner schönen Seite. Im Paulaner Biergarten hat man sich schon voll auf "Oktober-Fest"-Stimmung eingestellt. Noch bleiben die Gäste aus. Rippchen, Haxn, Wurstsalat sind im Angebot. Acht blonde Göttingen-Girls kämpfen um den Titel "Gänseliesel 2005". Am Wochenende wird gefeiert. Das Gänseliesel-Fest wird sicher ein Höhepunkt des ausklingenden Göttinger Sommers.

Freitag, September 16, 2005

Die Retro-Metro, bald als 7"



Bald isses soweit. Dann gibt es Pilskills und Steiner endlich uff Platte.

Heute wird die Zeitansage 70

Siemens hatte sie erfunden. Die Deutsche Reichspost machte sie populär. Heute vor siebzig Jahren wurde die Zeitansage per Telefon eingeführt. Heute kostet dieser Service Geld und wird maximal noch zu Sylvester angerufen. Sind wir schon im neuen Jahr? Funkwecker, Handy-Display, Radio und Rechner sind meist schneller zur hand als die teure Service-Nummer. Die Zeitansage verschwindet aus dem kollektiven Bewusstsein, genau wie die öffentlichen Uhren aus dem Straßenbild. Zeit ist nunmal Geld. Sparen wir uns jegliche weitere Ausführung zu diesem Thema. Die gute alte Zeitansage, heute wird sie siebzig. Mit steigendem Alter hat auch sie an Attraktivität verloren, nicht aber an Charme. Vielleicht lernen unserer Kindes und Kindeskinder sie auch noch kennen. Beim nächsten Ton des Zeitzeichens ist es sechzen Uhr, vier Minuten und zehn Sekunden. Piep!

Donnerstag, September 15, 2005

Bist Du 200?

Vor genau einem Monat habe ich einen Counter auf dem Reifenwechsler-Blog installiert. Ohne es wirklich zu promoten haben bisher 198 User mit unterschiedlichen IP's ihren Weg hierher gefunden. Bist Du mein 200. Gast im September? Check den Counter links unten!

Softies sind out - Frauen stehen auf Sex-Egos und Reifenwechsler

Die Zeiten des kuschelnden Softies an der Seite der Frau sind nach einer Umfrage der Zeitschrift 'Marie Claire' vorbei. Wie 70 % der befragten 14- bis 29-Jährigen angaben, soll der Mann in der Lage sein eine Frau zu ernähren. Gerade mal 28 Prozent sehnen sich nach einem Mann, der in der Küche sein Bestes gibt. Der Rest sucht einen Mann, der ihnen den Rasen mäht, mal den Reifen wechselt und ab und zu den Egoisten im Bett 'raushängen' lässt.
(Quelle: Yahoo News)

Mittwoch, September 14, 2005

1955 BRD-SU: Sturheit gegen Freiheit

"Herr Ministerpräsident! Auf Grund der Übereinstimmung, die im Laufe der Verhandlungen zwischen den Regierungsdelegationen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion erzielt wurde, habe ich die Ehre, Ihnen zu bestätigen, daß die Bundesregierung den Beschluß gefaßt hat, diplomatische Beziehungen mit der Regierung der Sowjetunion aufzunehmen und diplomatische Vertreter im Range von Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschaftern auszutauschen."

schrieb heute vor fünfzig Jahren der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer an den sowjetischen Außenminister Bulganin.

Damit legte er nach viertägigen Verhandlungen in Moskau die Grundlage für diplomatische Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland. Zehn Jahre hatte es gedauert. Nun erreichte das Tauwetter auch die Aussenpolitik. Die Sowjetunion bat die BRD lange zeit vergeblich um den Aufbau diplomatischer Beziehungen. Adenauer, für den Sibirien schon in Magdeburg anfing, hatte seit seinem Amtsantritt kein Problem damit, dass 10.000 Kriegsgefangene aus Westdeutschland seit Kriegsende in sowjetischen Lagern saßen.

Wenn die Bundesrepublik zögert, diplomatische Beziehungen aufzunehmen, gut dann eben nicht. Die Sowjetunion kann warten.
Nikita Chruschtschow, 1955

Erst nach den Moskauer Gesprächen vom September 1955 konnten diese Menschen in ihre Heimat zurückkehren.

Montag, September 12, 2005

Zeitungskrieg: Gratissimo vs. 20 Minuten

Der Axel-Springer-Verlag will dem norwegischen Medienkonzern Schibsted den Markteintritt in Deutschland so schwer wie möglich machen. Dessen Pläne für die Zeitung "20 Minuten" kreuzt Springer mit einer Gratis-Tageszeitung in Millionenauflage mit dem Titel "Gratissimo". Auf 24 Seiten und im Kleinformat will man in mehreren deutschen Städten präsent sein. Schibstedt plant, spätestens zur Fußball WM mit "20 Minuten" starten zu können. Die Zeitung soll nur aus Agenturmeldungen und werbung bestehen. Kostenlose Qualitiy Tabloids hatten es besonders auf dem hart umkämpften Berliner Zeitungsmarkt sehr schwer. Nach kurzer Anlaufphase musste vor einigen Jahren die Zeitung "15 Uhr Der Tag" ihr Erscheinen wieder einstellen.

Sonntag, September 11, 2005

Meine Erinnerungen an 9/11

Sicher wird der 11.09.2001 für viele ewig in Erinnerung bleiben wie der 09.11.1989.
In der Nacht zuvor hatte ich von Sabes Tod erfahren. Sein Fenstersturz in der Greifswalder Straße am Freitag zuvor ließ mich keine Ruhe finden.


Grafik: indymedia.org

Am Morgen des 11. September musste ich wieder im Call Center antreten. Ich arbeitete in der Voltastraße im Wedding und musste für den Mobilfunkanbieter Victor Vox Ex-Kunden am Telefon überzeugen, ihren Handyvertrag um zwei Jahre zu verlängern. Mein alter Klassenkamerad und Schulfreund Alex arbeitete im gleichen Center und musste für die Ruhrgas AG telefonieren. Auch er kannte Sabe.

Für ihn war der Tag gelaufen, als ich ihm die Nachricht von seinem Tod überbrachte. Der Tag in den ehemaligen AEG-Fabrikhallen verlief sonst ganz normal.
Endloses, schleimiges Geplapper an hunderten Sitzplätzen. Junior-Teamer mit freundlich-kontrollierendem Blick schlichen durch die Gänge und observierten das Telefonverhalten armer Studierender, die ihre Stimme verkauften, um davon ihre Miete zahlen zu können.

Am Nachmittag schlug die Stimmung um. Ich wunderte mich, warum ich niemanden mehr erreichte. Um mich rum wurde es leerer. Melanie, eine verbündete Studentin, die in der Nebenhalle die Technikhotline von Freenet betreute, kam zu mir und meinte: "Grad ist ein Flugzeug ins World Trade Center gestürzt." Die Freenent-Leute hatten Internet-Zugang. Wir hatten nicht mal Rechner und mussten alles auf Papier erledigen.


Bild: Indymedia.org

Die Arbeit war gelaufen. Eine halbe Stunde später kam sie wieder vorbei. "Schon wieder eins reingeknallt." Das konnte kein Zufall mehr sein.
Vorm Pausenraum stand ein internetfähiger Mac, an dem Agents ihre Mails checken durften.
Sieben oder acht Leute tummelten sich um den Rechner. Die wildesten Spekulationen wurden laut.
CNN, Tagesschau und Spiegelonline waren nicht zu erreichen. Ich öffnete die New Yoler Indymedia-Seite, die noch nicht überlastet war. Die Bilder waren schokierend.

Andere Leute hingen vor dem großen Fernseher im Chefbüro. Ausnahmezustand im Call Center. Wir wurden nach Hause geschickt. Telefonieren hatte jetzt eh kein Sinn mehr. Kommt jetzt Krieg?
Ich sprang in meinen Renault Clio, führ durch den Regen nach Kreuzberg. Bei M99, dem Gemischtwarenladen für Revolutionsbedarf war plötzlich auch ein Fernseher aufgebaut. Der Laden war voll. Auf dem Bildschirm, Jörg Schönbohm, Berlins ehemaliger Innensenator mit militärischer Vergangenheit. "Ich denke in dieser schweren Stunde an meine Freunde beim CIA."


Pentagon, Foto: Geoffmetcalf.com

Das Pentagon sollte wohl auch was abbekommen haben. Genaues wusste niemand.
Mir war das alles ein bißchen viel. Ich fuhr nach Hause. Meine Eltern lagen im Bett, sahen sich im Fernsehen Bilder von Menschen an, die sich aus den Fenstern der Twin Towers stürzten.
Ich wusste nicht wohin mit meiner Trauer um Sabe und meiner Angst vor dem was jetzt kommen mag.

Ich rief meine Freunde und ehemalige Lehrer in den USA an.
"Jens, I am afraid we are going to war now", sagte meine ehemalige Bio-Lehrerin am Telefon. Auch der alte Bibliothekar Mister Hough verfolgte seit dem Morgen das Geschehen in New York und hatte ähnliche Bedenken.

Ich rief Jens auf Bansin an, fragte ob ich vorbeikommen könnte. Am nächsten Morgen fuhr ich an die Ostsee. Landstraße. Vor allen Schulen und Rathäusern hingen die Flaggen auf Halbmast.
Warum in Deutschland? War das der Abschied vom Frieden? Es regnete. Ich heulte. Erst als ch in Bansin ankam, fing ich mich wieder einigermaßen.

Er war an der Dekra-Filmschule. Er und andere Kursteilnehmer rannten mit Kamera und Mikro durch den Badeort und befragten die Rentnergruppen zu ihren Eindrücken von den Ereignissen in New York. Niemand hatte etwas von Flugzeugen mitbekommen, die ins WTC gestürzt sind. Keiner der Befragten konnte sich sowas vorstellen.

Ich blieb zwei Tage. Wir nahmen drei Lieder für mein Album auf. Eins davon passte textlich perfekt auf das was geschehen war. Doch der Text war bereits eine knappe Woche alt.

Feature auf Indy.de
Indymedia Newsblast
Indymedia Timeline
Bericht über Atmo in Berlin auf Telepolis.de

Donnerstag, September 08, 2005

Parecon, Michael Albert kommt nach Berlin


Auf seiner Welttournee kommt MICHAEL ALBERT jetzt nach Deutschland. Der telegraph hat ihn in Berlin zu Gast.


MICHAEL ALBERT ist Herausgeber von ZNet und Z-Magazine sowie Mitbegründer des Verlags South End Press. In den USA gehört er neben Noam Chomsky und Naomi Klein zu den intellektuelen Zugpferden der amerikanischen Linken.
Zusammen mit Robin Hahnel hat er die Vision von PARECON entwickelt.

In PARECON – Participatory Economics – entwirft Michael Albert ein nach-kapitalistisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell.

PARECON ist ein komplexes, alle Lebensbereiche durchdringendes System jenseits der jetzigen Ökonomie.

PARECON ist die Utopie einer lebendigen, selbstorganisierten und vielfältigen Gesellschaft. Jenseits von zentraler Planung und Kapitalismus tritt ein weit gespanntes Rätenetz in Erscheinung, in welchen Produzenten und Verbraucher partizipatorisch über die benötigten Güter und Waren beraten und entscheiden.

PARECON ist ein starkes Argument für eine absolut notwendige Vision für ein demokratischeres, weniger hierarchisches, alternatives Wirtschaftsmodell.

Am 9.9. um 19 Uhr kommt Michael Albert ins Café Malatesta / Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin


Parecon: Ein Leben nach dem Kapitalismus?
Barbara Ehrenreich interviewt Michael Albert

Artikel bei Wikipedia
trotzdem-verlag.de

Dienstag, September 06, 2005

Razzia nach Vereins- und Zeitungsverbot

Der Verein YATIM-Kinderhilfe e.V. und der E.Xani Verlag, Herausgeber der türkischsprachigen Zeitung "Özgür Politika" wurden gestern verboten.Das Bundesinnenministerium hält das Kinderhilfswerk für einen islamistischen Spendensammelverein und die Zeitung für ein Sprachrohr der verbotenen PKK. Im Zuge des Verbotsvollzugs und der Ermittlungen gegen den Verein den Verlag wurden gestern Vereins- bzw. Verlagsräumlichkeiten, die Druckstätte der Zeitung, eine Moschee sowie Wohnungen von Vereinsangehörigen durchsucht.

In acht Bundesländern wurden 66 Durchsuchungen durchgeführt. Infomaterial, Datenträger, Konto- und Geschäftsunterlagen und Vereins- und Geschäftsvermögen in Höhe von 70.000 Schweizer Franken und 22.000 Euro wurden beschlagnahmt.Bundesinnenminister Otto Schily nannte die Razzien einen weitereren massiven Schlag gegen ausländerextremistische Strukturen in Deutschland. "In Deutschland ist kein Platz für verfassungs-, völkerverständigungs- und strafgesetzwidrige Umtriebe.", sagte er weiter.

Von den Aktionen waren auch die "Islamische Wohlfahrtsorganisation" (IWO) und weitere kurdische Einrichtungen betroffen, die vom Bundesinnenministerium als islamistische Spendenorganisationen und Presseumfeld der PKK betrachtet werden.

Endlich wieder Radio aus KW

Lang hat es gedauert. Seit dem 1. September hat Königs Wusterhausen ein eigenes Lokalradio, den Sender KW. Punkt0 6.00 Uhr wurde der Sendebetrieb gestartet. Getragen wird Sender KW unter anderem von der Stiftung Funkerberg, die zur musealen Bewahrung der stillgelegten Sendestation Königs Wusterhausen gegründet wurde. Der oldielastige Sender KW ist in Senzig über 93,9 MHz und Königs Wusterhausen auf 105,1 MHz zu hören.

Tschernobyl war doch nicht so schlimm

Der April 1986 wird noch vielen in Erinnerung sein. Erst die Challenger-Katastrophe und dann Tschernobyl. Eine zerplatzte Raumfähre und eine radioaktive Wolke, die von der Ukraine über Westeuropa zog. Nach einem kürzlich in Wien vorgestellten Bericht von 100 Wissenschaftern sind 56 Personen an direkter Strahlung gestorben. Die endgültige Zahl der Strahlenopfer könnte um die 4000 liegen, heisst es in der Studie, die von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), den Regierungen der Ukraine, Weissrusslands und Russlands sowie sieben anderen Uno-Behörden verfasst wurde. Nichts von wegen hunderttausende Tote, wie noch kurz nach dem Unglück vermutet. "Andauernde Mythen und falsche Wahrnehmungen über die Strahlengefahr haben zu einem 'lähmenden Fatalismus' in der Bevölkerung der betroffenen Gebiete geführt.", heisst es im vorliegenden Bericht.

Sonntag, September 04, 2005

reboot.fm lebt! Radio 1:1 auf IFA vorgestellt


Berliner Radio- und Webcast-Hörerinnen und Hörer können sich sicherlich noch an das freie Radioprojekt reboot.fm (http://www.reboot.fm) erinnern. Aus dem Medienlabor bootlab (http://www.bootlab.org) in Berlin Mitte wurde von März bis Mai 2004 ein Radiostream gesendet, der erstmals Berlins gesamtes kulturelles und subkulturelles Potential geballt ans Tageslicht brachte.

Auf der Internationalen Funkausstellung stellen die Initiatoren von reboot.fm zum ersten Mal das Nachfolgeprojekt Radio 1:1 vor. Dieses Veranstaltungsradio
wird während der Fussball WM 2006 als künstlerische Antithese zum Fussballtaumel Direktübertragungen von Berliner Kulturorten durchführen.

Dabei wird eine netzbasierte Open Source Software für Community Radios mit verteiltem Editorial zum Einsatz kommen. Diese wird auf der Funkausstellung einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Radio 1:1 knüpft an eine Entwicklung die in letzter Zeit durch unabhängige, vernetzende Medienprojekte wie Berlin backbone, wlanhain, freifunk.net und [wlan36] vorangetrieben wurde.

Den Stand von reboot.fm und dem bootlab findet man noch bis 7. September auf der IFA in der Halle 4.2.