Wer im Prenzlauer Berg wohnen will, lässt es sich was kosten, auch wenn er wenig hat. In Reinickendorf hingegen leben die genügsamsten Mieter. Das sind einige der Ergebnisse des dritten Berliner Wohnmarktreports. Im Schnitt sind zudem die Mieten in Berlin gestiegen - und werden weiter steigen.
Viele Berliner geben mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete aus. Besonders hohe Belastungen hatten die Bewohner des Quartiers um die Friedrichstraße und Unter den Linden aufzubringen. Im Durchschnitt geben sie für die Kaltmiete 49,6 Prozent ihres Einkommens aus, für die Warmmiete sogar fast 60 Prozent. Viele Reinickendorfer hingegen wenden nur 14 Prozent ihrer monatlichen Einkünfte für das Wohnen auf. Diese Unterschiede zeigt der Berliner Wohnkostenatlas, den die Wohnungsbaugesellschaft GSW gemeinsam mit der Immobilienberatung Jones Lang LaSalle (JLL) erstellt hat.
Die Mitte-Bewohner im Postleitzahl-Bezirk 10117 verfügen zwar mit 2210 Euro über Einkommen über dem Berliner Durchschnitt, müssen doch für die Wohnungen in nobler Lage im Schnitt 1097 Euro ausgeben. In den Altbauquartieren in Prenzlauer Berg und in Friedrichshain müssen bei monatlichen Einkommen von durchschnittlich 1679 Euro Mieten von 914 Euro aufgebracht werden. "Diese Wohngegenden sind angesagt, die Bewohner sind bereit, einen relativ hohen Einkommensanteil zu investieren", stellt Thomas Zinnöcker fest.
Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist, dass die Wohnkostenbelastung gerade in vielen bürgerlichen Außenbezirken besonders niedrig ist. In Alt-Wittenau, in Reinickendorf, beispielsweise wenden die Haushalte bei einem Nettoeinkommen von 2423 Euro im Schnitt nur 501 Euro für ihre Wohnung auf - das sind nur 20,7 Prozent ihres Einkommens. "Theoretisch könnten die Bewohner einen deutlich größeren Anteil ihres Einkommens fürs Wohnen aufwenden, wollen dies aber offensichtlich nicht. Man könnte sie als lagegenügsam bezeichnen", sagt Zinnöcker.
Neukölln: Niedrige Mieten, noch geringere Einkommen
Neuköllner, Weddinger oder Marzahn-Hellersdorfer müssen im Vergleich trotz noch niedrigerer Mieten eine höhere Belastung tragen. Die Mieten sind nach dem ebenfalls von der GSW und JLL erstelltem Wohnmarktreport im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres um 1,7 Prozent angestiegen. Während dem Mietspiegel bestehende Mietverträge zugrunde liegen, beruht der Wohnmarktreport auf 85.989 Mietangeboten in Zeitungsanzeigen und im Internet und 1589 Kaufangeboten.
Durchschnittlich müssen Mieter derzeit 5,9 Euro pro Quadratmeter ausgeben, dazu kommen noch zwei Euro Nebenkosten. "Die Bestandsmieten liegen etwa um einen Euro darunter", sagt der GSW-Sprecher Thomas Rücker. In Mittes Nobelquartieren forderten die Vermieter 10,79 Euro pro Quadratmeter, in Marzahn-Hellersdorf dagegen gerade 4,38 Euro. Am stärksten erhöhten sich die Wohnkosten in Lichtenberg (7,6 Prozent). In Mitte gingen sie dagegen insgesamt um fast fünf Prozent zurück.
In Zukunft rechnen die Immobilienexperten mit einem weiteren Anstieg der Mietpreise. "Die Fundamentaldaten sprechen für eine erneute Aufwärtsentwicklung", vermutet der JLL-Europa-Direktor Andrew Groom. Immobilienpreise und Mieten gehen zwar mit der Konjunktur, die Umzugsentscheidung erfolge jedoch erst später. Vor allem der Rückgang der Arbeitslosigkeit dürfte sich auch auf dem Berliner Immobilienmarkt auswirken.
1 Kommentar:
Die Alternative die bleibt, ist das Zelt genau unterhalb der Wohnung von Herrn Thierse. Kann ja auch von The North Face sein.
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