Freitag, Mai 30, 2008

Pipi gegen Yuppies

Früher Schrauberbude, bald Nobelquartier

Eine weiß-grüne Siedlung soll in Prenzlauer Berg entstehen: Weiße Luxushäuser mit Gärten und Dachterrassen werden auf rund 4000 Quadratmetern an der Greifswalder Straße gebaut. Winsgärten soll das neue Quartier heißen. Ein Quadratmeter wird 2900 Euro kosten.

Unter den 36 Wohnungen der neuen Anlage Winsgärten sind Penthäuser, Apartments und auch Stadthäuser. Sie haben kleine Gärten, Loggien, Balkone oder Dachterrassen Stadthäuser mit weißer Fassade und französischen Fenstern von kleinen Gärten umgeben: Winsgärten heißt das neue Wohnviertel an der Greifswalder Straße 200 in Prenzlauer Berg, das in den kommenden Monaten gebaut wird. Die Pläne von Architekt Stephan Höhne zeigen Ähnlichkeit mit den Prenzlauer Gärten gegenüber dem Volkspark Friedrichshain. "Es ist eine zeitlose, klassische Architektur", sagt Höhne. Orientiert haben will er sich an Straßenzügen in den Londoner Vierteln Notting Hill und Kensington.

"Die sind wie aus einem Guss gemacht, das hat mich begeistert." Zurückhaltend, elegant, unaufgeregt, so beschreibt er das Erscheinungsbild in London. Allerdings: Die Winsgärten werden einen Hauch exklusiver sein als die Prenzlauer Gärten. Alle Wohnungen haben eine Raumhöhe von drei Metern, Doppel-Flügeltüren und sind mit einem Kaminanschluss ausgestattet.

Lag der Durchschnittspreis für die Quartiere der Prenzlauer Gärten bei etwa 2500 Euro je Quadratmeter, so erreicht er in den Winsgärten 2900 Euro. 90 Quadratmeter ist die kleinste Wohnung, 240 Quadratmeter das größte Penthaus. Die acht Stadthäuser des Quartiers sind je 185 Quadratmeter groß. Etwa 20 Millionen investieren die FOM Real Estate GmbH aus Heidelberg und die Cometo Capital Partners GmbH in das Vorhaben. Das Grundstück ist 4000 Quadratmeter groß. Der Bauantrag sei gestellt, sagt Projektsprecher Willo Göpel. Baubeginn soll 2008, Fertigstellung Ende 2009 sein.

Die Winsgärten bekommen eine Tiefgarage mit 60 Plätzen. Die Dächer sind begrünt und mit einer Solaranlage ausgestattet. Ein Garten mit Hortensien und Päonien, ein weiterer mit Lavendel und ein Rosengarten werden angelegt. Vor den Neubauten steht unmittelbar an der Greifswalder Straße ein zweistöckiges Haus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das saniert wird.

Die Artprojekt GmbH, die bereits die Prenzlauer Gärten vermarktet hat, betreut auch die Winsgärten. Zielgruppe seien Familien mit Kindern, kulturell Interessierte und die so genannten "neuen Nomaden", die in verschiedenen Städten arbeiten und am jeweiligen Standort auch eine Wohnung suchen. Die Bewohner der Prenzlauer Gärten hätten ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau, sagt Thomas Hölzel von Artprojekt. Ähnliches werde für die Winsgärten erwartet. Käufer von Wohnungen der Prenzlauer Gärten hätten vor allem zwei Beweggründe genannt: Die Nähe zum Stadtzentrum und der eigene, kleine Garten.
Informationen gibt es unter Tel.: 200 09 02 25

Das Holzhaus in der Esmarchstraße

Die Decken und Fußböden sind aus Fichtenholz, das Tragwerk und die Wände ebenfalls. Bei einer Blockhütte verwundert das nicht. Doch bei dem Haus in Berlin handelt es sich um einen Siebengeschosser für sechs Familien mitten in der Stadt. Die Architekten sagen, ihr Werk sei weltweit einzigartig.

Äußerlich hebt sich das 22 Meter hohe, siebengeschossige Gebäude an der Esmarchstraße 3 in Berlin-Prenzlauer Berg lediglich durch seine moderne Fassadengestaltung von der angrenzenden Bebauung aus der Gründerzeit ab.

Ein siebengeschossiges Wohnhaus aus Holz ist in Berlin fertiggestellt worden. Nur in der Schweiz stehe bereits ein vergleichbarer Bau mit sechs Geschossen, sagte Tom Kaden vom verantwortlichen Berliner Architekturbüro Kaden und Klingbeil. Bauherr des 2,25 Millionen Euro teuren Hauses aus Fichtenholz sind sechs Familien, die bereits eingezogen sind. Für den Siebengeschosser im Stadtteil Prenzlauer Berg habe man sogar die Berliner Bauordnung umgehen müssen, die nur Holzbauten mit einer Höhe bis zu fünf Geschossen vorsehe, erläuterte Kaden.

Nicht nur Decken und Fußböden - wie sonst im "steinernen Berlin" üblich - sondern auch Tragwerk und Wände sind aus Holz. Von außen ist das Gebäude nicht als Holzhaus erkennbar. Im Gegenteil, das Stadthaus mit der kubischen Aufteilung der Fassade ist betont modern gehalten und steht im Kontrast zur gründerzeitlichen Bebauung in der Straße. Die Fassade erhielt eine Dämmung aus Steinwolle und wurde verputzt. Die Wohnungen haben eine Größe zwischen 120 und 150 Quadratmetern.

Gefunden hat sich die Baugruppe über Annoncen, Aushänge und Mund-zu-Mund-Propaganda. Alle Beteiligten teilten von Anfang an die Idee einer ökologischen und nachhaltigen Bauweise, an der sie auch konsequent festhielten. Im Herbst 2005 entdeckten sie schließlich das Grundstück in der Esmarchstraße, das der Bezirk erst kurz zuvor aus der Freiflächenplanung gestrichen hatte.

Hilfe Marthashof

Prenzlauer Berg kriegt den Rest. Es trifft einen wie der Blitz aus längst nicht mehr heiterem Himmel, liest man Bert Papenfuß’ Rede »Ossifizierung und Verschleiß«, gehalten vor genau zehn Jahren anläßlich der Verleihung des Erich-Fried-Preises. In ihr spricht Papenfuß, einen Gang, keinen Spaziergang, durch den Ostberliner Bezirk rekapitulierend, von einer Bevölkerungskatastrophe, wie sie sonst nur nach Kriegen stattfindet. Als vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklung baut die Stofanel Investment GmbH (Berlin verdankt ihr schon den Pariser Platz) seit einigen Monaten eine Wohnanlage in der Schwedter Straße, zwischen der Flaniermeile Kastanienallee und dem Mauerpark.

»Urban Villages« verspricht die Werbung, Leben im Grünen und in der Metropole. Am kreativen Puls Berlins, versteht sich. Spätestens hier sollte klar sein: Zu mieten wird es da nichts geben. Wer einziehen will, muß kaufen. Das Projekt – es ist das größte seiner Art im Bezirk – trägt den schönen Namen »Marthashof«. Geschmackloser geht es kaum. »Marthashof« war seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Heim für gefallene Mädchen vom Lande, betrieben von Kaiserswerther Diakonissen und später auch eine Schule, die 1943 zerbombt wurde. Werden die Käufer der aus dem Boden schießenden »Townhouses«, »Gardenhouses« und »Vertical Villas« also ihre Putzfrauen mit einziehen lassen?

Bis zur Schlüsselübergabe 2009 werden auf 12000 Quadratmetern Sanddünen und Berge in gigantischer Höhe aufgeschüttet, Bäume gepflanzt etc. – am Ende wird ein U-förmiger Koloß den Bewohnern der angrenzenden Häuser das letzte Sonnenlicht nehmen. In Zilles Berlin mußte für die bessere Aussicht schließlich auch mehr bezahlt werden.

Vor einigen Tagen haben sich Architekten des Projekts auf einer Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaft den Fragen von Anwohnern gestellt. Es war, um es kurz zu machen, eine kommunikatives Desaster. Der lächelnde Mann, den die Bauherren an die Front geschickt hatten, antwortete worauf auch immer mit einem Satz: »Es ist und bleibt ein privates Grundstück.« Egal, ob es darum ging, was man sich als Anwohner unter einer halböffentlichen Anlage vorzustellen hat, ob zu ihrer Sicherung eine Wachschutzfirma (Arbeitsplätze!) angestellt wird oder ob in irgendeiner Form an den alten Marthashof erinnert werden soll.

Zwischen Nullsätzen war in Erfahrung zu bringen: Geheizt wird ökologisch mit Pellets und Geothermie, dazu werden 99 Meter tiefe Bohrungen vorgenommen. Weil das Gelände zur Straße abschüssig liegt, wird das Grundstück angehoben werden. Gewohnt wird dort nicht. Sondern es findet Wohnen statt.

Im Grunde ist es zu spät. Als vor zehn Jahren jeder die Glücksformel Prenzlauer Berg im Munde führte, hätte man einschreiten müssen. Immerhin klebten im Herbst Einstürzende-Neubauten-Plakate am Bauzaun. Die Anwohner organisieren sich. Nehmen wir die Bauherren bei ihrem Wort: »Don’t compromise«. Wir bleiben alle. Könnt ihr Prosecco drauf trinken.

Von Robert Mießner

Ich stehe immer wieder Ostkreuz

Das Ostkreuz verändert sich. Jetzt verschwindet die Autobrücke hinter der Ringbahn.
Die schönsten Ostkreuz-Links gibt es hier:

http://ostxgui.de
http://www.ostkreuzblog.de
http://www.bahnfotokiste.de

Orphtheater vor dem Aus

Alles deutet darauf hin, dass das Orphtheater ab 2009 keine Förderungen seitens des Senats mehr erhält, das wäre das Ende des Theaters und auch das Ende unserer Spielstätte auf dem Hinterhof des Schokoladens in Mitte. Die jüngste Eigenproduktion “TODESANZEIGE” von Heiner Müller (Regie: Uwe Schmieder) ist zur euro scene Leipzig - Festival zeitgenössischen europäischen Theaters 2008, einem der im deutschsprachigen Raum renommiertesten Festivals der Avantgarde, eingeladen worden.

Unter dem Motto “Sterben und Wiederauferstehen” wollen wir 2009/2010 ein alternatives Künstlerkollektiv mit jährlich 10 Premieren und 120 Vorstellungen aufbauen. Wir haben dafür prominente Mitstreiter gewonnen, unter anderem Chistine Hofer, Jo Fabian, Heiko Senst, Janek Müller, Otmar Wagner/Florian Feigl und Claudia Splitt. Dazu wird es, wenn der Senat die Fördermittel streicht, nicht mehr kommen.

Das ORPHTHEATER existiert seit 1990 und ist eine der ältesten und erfolgreichsten freien Ensemblegruppierungen in Berlin. Seit 2004 gab es mehr als 35 Premieren in dem Haus. Für den Erfolg sorgten auch die 25 Gastinszenierungen unterschiedlichster Genres. Mit über 12.000 Zuschauern in den letzten vier Jahren ist die Spielstätte auch bundesweit eines der renommiertesten freien Theater: als eine künstlerische Alternative zu der immer glatter werdenden übersanierten Berliner Mitte. Hier lebt noch der Geist, mit dem die Hauptstadt zur Zeit weltweit wirbt. Trotzdem wurden in den vergangenen Jahren die öffentlichen Förderungen Schritt für Schritt gesenkt (von 125.000 Euro in 1999/2000 auf 60.000 Euro in 2007/2008).

Freitag verkauft an Sohn des Spiegelgründers

Der Freitag, die “Ost-West-Wochenzeitung”, wurde an den Sohn des SPIEGEL-Gründers Rudolf Augstein, Jakob Augstein, verkauft. Der sicherte zu, die gewachsene Kultur des Blattes zu bewahren, alle Redakteure zu übernehmen und deren Zahl zudem von 12 auf 20 aufzustocken. Zudem ist wohl auch eine Kooperation mit dem Guardian vorgesehen. Klingt interessant und – Achtung, Buzzword! – auch nicht nach “Heuschrecke”, denn das Blatt bleibt, so Augstein, “im Zweifel links”. Wohin die Reise jedoch genau gehen wird, das wird sich letztlich zeigen – eines ist schon jetzt sicher: zukünftig wird auch der ehemals werbefreie Freitag Werbung enthalten.

Jazz und Spargel im Quartier Schwedter Straße

Einladung für Medienvertreter zu:
„Jazz und Spargel im
Quartier Schwedter Straße“
Netzwerk-Veranstaltung der GEWOBAG für Unternehmen und Institutionen in Prenzlauer Berg / Anmeldung für Unternehmer noch möglich

Berlin, 28. Mai 2008. Unter dem Motto „Menschen begegnen – Kontakte knüpfen – Inspirationen finden“ lädt die GEWOBAG Unternehmen, Gewerbetreibende und Institutionen aus Prenzlauer Berg zu „Jazz und Spargel im Quartier Schwedter Straße“ ein:

Wann? Freitag, 30. Mai 2008,
18.00 Uhr (offizielle Eröffnung) bis 21.00 Uhr
Wo? Quartier Schwedter Straße,
Schwedter Straße 8 (Innenhof),
10119 Berlin-Prenzlauer Berg

Medienvertreter sind herzlich zu dieser Veranstaltung eingeladen. Willkommen sind auch Unternehmer aus Prenzlauer Berg, die das örtliche Netzwerk besser kennen lernen möchten, denen die GEWOBAG-Veranstaltung bisher jedoch nicht bekannt war. Aufgrund einer begrenzten Teilnehmerzahl ist eine vorherige Anmeldung erforderlich bei: Anja Huhn, Öffentlichkeitsarbeit, Fon: 030 4708-1525 oder E-Mail: a.huhn@gewobag.

Die Gäste werden von Lioba Zürn-Kasztantowicz, Bezirksstadträtin für Gesundheit, Soziales, Schule und Sport, Christine Limberg, Vorstandsvorsitzende des Unternehmerkreises Berlin Nord. e. V. sowie Hendrik Jellema, Vorstandsmitglied der GEWOBAG begrüßt. Das Quartett „Barfleas“ sorgt für fröhlich-entspanntes Jazzambiente.

Örtliche Netzwerke stärken Unternehmen und den Standort

Starke Partnerschaften sind eine gute Basis für Unternehmenserfolg. Deshalb ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben und sich
ein gut funktionierendes Netzwerk aufzubauen. Nach der erfolgreichen Erstveranstaltung „Jazz und Spargel im Quartier Schwedter Straße“ im letzten Jahr möchte die GEWOBAG als wichtiges Wohnungsunternehmen vor Ort den Netzwerkgedanken in Prenzlauer Berg weiterhin fördern. Bei frischem Spargel, Wein und Jazz bietet das Unternehmen einen lockeren Rahmen zum Kennenlernen und Meinungsaustausch. Über die positive Resonanz und die bisherigen zahlreichen Zusagen zu der zweiten Veranstaltung dieser Art freut sich die GEWOBAG. Das Unternehmen erwartet wieder einen interessanten kommunikativen Jazzabend.

Engagement für den Stadtteil – Verantwortung für die Stadt

Mit der Veranstaltung „Jazz und Spargel“ unterstreicht die GEWOBAG ihr Engagement für das soziale Leben im Bezirk. Mit der Initiierung oder Unterstützung sozialer Kiezprojekte übernimmt das Wohnungsunternehmen gleichzeitig ein Stück weit Verantwortung für die Stadt.

Zum Immobilienbestand der GEWOBAG in Prenzlauer Berg zählen rund 12.000 Wohnungen und rund 400 Gewerbeobjekte. In diesem, bei Wohnungssuchenden stark nachgefragten Stadtteil vermietet das Unternehmen sowohl in Stuckaltbauten, teilweise in denkmalgeschützten, als auch in Wohnanlagen der fünfziger Jahre sowie in Hochhäusern.

Auf in die Winsgärten: Townhäuser für alle

Stadthäuser mit weißer Fassade und französischen Fenstern, von kleinen Gärten umgeben: Winsgärten heißt das neue Wohnviertel an der Greifswalder Straße 200 in Prenzlauer Berg, das in den kommenden Monaten gebaut wird. Die Pläne von Architekt Stephan Höhne zeigen Ähnlichkeit mit den Prenzlauer Gärten gegenüber dem Volkspark Friedrichshain. "Es ist eine zeitlose Architektur", sagt Höhne. Orientiert haben will er sich an Straßenzügen in den Londoner Vierteln Notting Hill und Kensington.

"Die sind wie aus einem Guss gemacht, das hat mich begeistert." Zurückhaltend, elegant, unaufgeregt. Allerdings: Die Winsgärten werden einen Hauch exklusiver sein als die Prenzlauer Gärten. Alle Wohnungen haben eine Raumhöhe von drei Metern, Doppel-Flügeltüren und sind mit einem Kaminanschluss ausgestattet. Lag der Durchschnittspreis für die Quartiere der Prenzlauer Gärten bei etwa 2500 Euro je Quadratmeter, so erreicht er in den Winsgärten 2900 Euro. 90 Quadratmeter ist die kleinste Wohnung, 240 Quadratmeter das größte Penthaus. Die acht Stadthäuser des Quartiers sind je 185 Quadratmeter groß. Etwa 20 Millionen investieren die FOM Real Estate GmbH aus Heidelberg und die Cometo Capital Partners GmbH in das Vorhaben. Das Grundstück ist 4000 Quadratmeter groß. Der Bauantrag sei gestellt, sagt Projektsprecher Willo Göpel. Baubeginn soll 2008, Fertigstellung Ende 2009 sein. Die Winsgärten bekommen eine Tiefgarage mit 60 Plätzen. Die Dächer sind begrünt und mit einer Solaranlage ausgestattet. Ein Garten mit Hortensien und Päonien, ein weiterer mit Lavendel und ein Rosengarten werden angelegt. Vor den Neubauten steht unmittelbar an der Greifswalder Straße ein zweistöckiges Haus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das saniert wird.

Die Artprojekt GmbH, die bereits die Prenzlauer Gärten vermarktet hat, betreut auch die Winsgärten. Zielgruppe seien Familien mit Kindern, kulturell Interessierte und die sogenannten "neuen Nomaden", die in verschiedenen Städten arbeiten und am jeweiligen Standort auch eine Wohnung suchen. Käufer von Wohnungen der Prenzlauer Gärten hätten vor allem zwei Beweggründe genannt: Die Nähe zum Stadtzentrum und der eigene, kleine Garten.

Informationen gibt es unter Tel. 200 09 02 25.,

Feuer auf Parkplatz in der Pappelallee

In Berlin sind in der Nacht zum Donnerstag erneut mehrere Autos in Flammen aufgegangen. Nach Polizeiangaben brannten nach Mitternacht vier Fahrzeuge in einer Autovermietung in Neukölln. Das Feuer in der Lahnstraße griff schließlich auf 13 weitere Pkw über, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Feuerwehr konnte die Brände löschen. Da eine politisch motivierte Straftat nicht ausgeschlossen werden könne, ermittle der Staatsschutz.

Wenig später musste die Feuerwehr in Prenzlauer Berg ausrücken. Auf einem Parkplatz an der Pappelallee brannte laut Polizei ein Porsche. Das Feuer wurde gelöscht.

Vermutlich als Reaktion auf die Räumung eines besetzten Hauses in Kreuzberg waren bereits in der Nacht zu Mittwoch mehrere Brandanschläge verübt worden. In Kreuzberg, Friedrichshain, Mitte und Prenzlauer Berg hatten acht Autos und drei Papiercontainer gebrannt.

Über 30 brennende Autos - Linke unter Verdacht

In den vergangengen zwei Nächten haben über 30 Autos in Berlin gebrannt. Die Polizei geht von Brandstiftung durch Mitglieder der linksextremen Szene aus und rechnet mit weiteren Vorfällen.

Mehr als 30 Autos sind in den letzten beiden Nächten auf Berliner Straßen durch Brandstiftung beschädigt worden. Unter anderem brannten am frühen Donnerstagmorgen 17 Fahrzeuge auf dem Gelände einer Autovermietung in Neukölln, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. In Prenzlauer Berg ging kurz darauf ein Porsche in Flammen auf.

Die Polizei teilte mit, in beiden Fällen gehe sie von Brandstiftung aus. Da eine politische Motivation nicht ausgeschlossen werden könne, habe der Staatsschutz des Landeskriminalamtes die Ermittlungen übernommen. Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatten acht Wagen gebrannt, sechs weitere wurden beschädigt. Die Polizei nahm zwei Frauen unter dem Tatverdacht fest, an Brandstiftungen beteiligt gewesen zu sein.

Weiter zum Artikel hier.

Aktionstag gegen Überwachung

Am 31. Mai 2008 findet erneut ein bundesweiter Aktionstag gegen den deutschen Überwachungsstaat statt.
Alle regionalen Daten sind verlinkt unter der Internetseite vorratsdatenspeicherung.de
Wie vorhergehend finden die Aktionen unter Beteiligung verschiedenster Gruppen, Verbände und Zusammenschlüsse statt, in Hessen z. B. unter Beteiligung der Piratenpartei.


David

Sonntag, Mai 25, 2008

Reiche ziehen in Marthashof, Schwedter Straße

Immer mehr Topverdiener möchten mitten in der City wohnen, aber auf Ruhe und viel Grün nicht verzichten - für diese reiche Klientel entsteht in "Marthashof" in Prenzlauer Berg.

Der bayerische Immobilienentwickler Ludwig Maximilian Stoffel und seine Ehefrau, die italienische Modedesignerin Giovanna Stefanel, haben nicht nur ihren Hauptwohnsitz nach Berlin verlegt, sondern machen sich nun auch daran, der deutschen Hauptstadt vielerorts ein neues, „italienisches“ Gesicht zu geben. In den kommenden Jahren wollen die beiden rund 300 Millionen Euro in der deutschen Hauptstadt investieren – allesamt in Luxus-Wohnprojekte.

Das prominente Unternehmerpaar hat für seine Bauvorhaben – aktuell vier an der Zahl – Anfang des Jahres die Firma Stofanel Investment AG gegründet. Stofanel reiht sich ein in die beachtliche Anzahl nationaler und internationaler Investoren, die derzeit in begehrten Stadtlagen Residenzen für eine zahlungskräftige Klientel errichten. Nach jahrelanger Bauflaute ist Berlin auch aufgrund dieser Entwicklung wieder die Hauptstadt der Projektentwickler.

Gleich vier Bauvorhaben plant das Paar, das seit einiger Zeit in einem exklusiven Penthouse nahe am Pariser Platz residiert, in seiner Wahlheimat Berlin. „Wir glauben an diese Stadt und lieben das Leben hier“, sagt die Italienerin, die jahrelang als Kreativdirektorin in der Modekette ihres Vaters tätig war und heute noch Mitglied des Aufsichtsrats ist.

Zu den Projekten gehört „Marthashof“ in Prenzlauer Berg. Es ist bereits am weitesten fortgeschritten, schon in diesem Sommer soll der offizielle Baustart erfolgen. Geplant ist ein sogenanntes Urban Village, ein Dorf mitten in der Stadt auf einem Areal an der Schwedter Straße 37–40. Rund um einen gemeinsamen, 3000 Quadratmeter großen Gartenhof entstehen nach den Plänen der Berliner Architekten Armand Grüntuch und Almut Ernst 133 Wohneinheiten, die sich durch variable Grundrisse mal als Gartenhaus, Penthouse oder Townhouse präsentieren. Quadratmeterpreis: ab 3000 Euro aufwärts. Der gebürtige Straubinger Stoffel und die Mode-Fürstin aus Treviso investieren 65 Millionen Euro in die Bauten auf dem 12.000 Quadratmeter großen Grundstück. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2010 geplant.

„Jahrelang habe ich Kleider für den Körper entworfen, jetzt möchte ich auch das Umfeld einkleiden“, nennt die Mode-Designerin Giovanna Stefanel ihre Motivation, mit 53 Jahren noch einmal neue Wege zu beschreiten. Sie sei gespannt auf die Reaktionen der Besucher in dem eigens gebauten Showroom an der Schwedter Straße, der am 31. Mai eröffnet werden soll.
Zu den weiteren Projekten des Paares gehört die Bebauung der Truman Plaza in Zehlendorf. Die beiden haben ein 50.000 Quadratmeter großes Areal an der Clayallee gekauft und wollen dort ab 2009 etwa 200 Wohneinheiten erstellen.

Die Stofanel-Wohnprojekte richten sich an eine ganz ähnliche Zielgruppe, die auch Orco Germany mit ihrem Bauvorhaben „Fehrbelliner“ ausgemacht hat: junge Topverdiener, die das Leben in der Innenstadt schätzen, aber auf eine ruhige Wohnlage im Grünen nicht verzichten wollen. Die 154 Penthouses, Lofts und Wohnungen, die in den Backsteingebäuden einer ehemaligen Fabrik an der Fehrbelliner Straße in Mitte gebaut werden, sind ab 3800 Euro pro Quadratmeter zu haben. Auch die Viacon AG aus Köln richtet im denkmalgeschützten Gebäudekomplex Am Karlsbad derzeit 108 Luxuswohnungen ein, die Mitte des Jahres bezugsfertig sind.

Dienstag, Mai 20, 2008

Killeroptik auf P-Bergs Dächern

Ein Mann hat am Abend Feuerwehr und Polizei in der Kastanienallee in Prenzlauer Berg beinahe über sechs Stunden in Atem gehalten. Er war über ein Gerüst auf das Dach eines Hauses geklettert und drohte damit, sich herunter zu stürzen. Spezialisten der Polizei wurden herangezogen, um dem Mann sein Vorhaben auszureden. Während dessen lief er immer auf dem Dach des Hauses auf und ab. Schließlich wurde das SEK alarmiert, das den Mann um 23.45 Uhr vom Dach holte.

Immobilien-Preise in Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Mitte

Prenzlauer Berg bleibt mit Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain einer der Hauptlandeplätze für junge Neuberliner. Die Immobilienpreise empfinden die Zuzöglinge aber immer noch als gering. Zwischen 1.840 und 1.970 Euro kostet der Quadratmeter einer Wohnung hier.

Samstag, Mai 17, 2008

Die coolen Seiten im Netz sind ".org"-Seiten

Als "Weltweite Sprachrohre in Deutschland" wurden sechs herausragende Internetprojekte mit der Top Level Domain ".org" am Mittwochabend im Haus der deutschen Wirtschaft in Berlin geehrt. Die Public Interest Registry (PIR), die die ".org"-Domain seit 2003 vergibt, würdigte das Weblog netzpolitik.org, das emanzipatorische Nachrichtennetzwerk indymedia, die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und die Wikimedia-Stiftung. Geehrt wurden des Weiteren der nicht kommerzielle Behördenwegweiser bundesrepublik.org und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Mit der Aktion wollte die PIR gezielt in Deutschland auf die zivilgesellschaftliche Bedeutung dieser Top Level Domain hinweisen. ".org"-Adressen wurden ursprünglich nur an nicht kommerzielle Träger vergeben. Der Markt wurde jedoch in den letzten Jahren geöffnet. Etwa sechs Millionen ".org"-Adressen gibt es inzwischen. Während unabhängige Organisationen, Medien und Projekte, die öffentliche Interessen vertreten, den besonderen rechtlichen Status der internationalen ".org"-Domain schätzen, profitieren kommerzielle Anbieter von deren Ruf und Glaubwürdigkeit. Weltweit bekannte Inhaber von ".org"-Top Level Domains sind etwa die Umweltschutzorganisation Greenpeace, das Firefox-Projekt oder das National Public Radio (NPR) aus den USA.


Ein Erlebnisbericht von Jens Steiner

Manche Dinge ändern sich nie. Der preussisch-zackige Befehlston des Wachmanns im Haus der Deutschen Wirtschaft beeindruckt niemanden mehr, erst recht nicht die Gäste der Veranstaltung ".org World Voices in Germany". "Geradeaus, über den Lichthof, zu den Konferenzräumen, Ebene 2!" schnarrt es aus der Sprechanlage des Wächters. Hinter der getönten Scheibe erkennt man nur sein Hemd, nicht aber sein Gesicht. Zwei gläserne Flügelsperren am Haupteingang öffnen sich. Hier residieren die Wirtschaftslobbyisten.

Ungewöhnlicher Besuch im Haus der Deutschen Wirtschaft

Zwischen Berliner Rathaus und Auswärtigem Amt haben sich BDI, DIHK und die Arbeitgeberverbände vor neun Jahren einen Palast aus Sandstein, Stahl und Glas errichtet.
Hier gehen sonst die Strippenzieher der deutschen Wirtschaft ein und aus. Heute nicht. Heute Abend sind es die, die von ihnen sonst als "Gutmenschen" und "Weltverbesserer" abgestempelt werden. Geladen hat die Public Interest Registry (PIR). Die Organisation vergibt seit fünf Jahren die Top Level Domain ".org".

Hier sieht es aus wie überall

Beklemmend ist das Gefühl beim Laufen über den grauen Estrichboden, aus dem ein einsamer, in die Ecke gezwängter Bambusbusch ragt. Kameras an der gläsernen Fassade behalten die Ausflugsdampfer auf der Spree im Blick. Man weiß ja nie. Der Wintergarten vereint den funktionellen Charme eines Stadions mit dem ökonomischen Flair eines Bahnhofs. Man fühlt sich nicht anders als am Potsdamer Platz oder unter der Reichstagskuppel, ebenfalls Referenzobjekte des Hamburger Architektenbüros Schweger & Partner, Planer dieses Palastes.

Die Presse bleibt zu Hause

Es ist genau 18 Uhr. Auf Ebene 2 des Konferenzturms endlich echte Menschen. Hinter einem Tresen begrüßen zwei junge Frauen die Gäste. Sie freuen sich ehrlich über jeden Besucher, gleichen deren Namen auf einer Liste ab und überreichen ihnen Namensschilder in verschiedenen Farben. Die Farben sollen Organisatoren, Geschäftspartner, ".org"-Seitenbetreiber, Gäste und Presse unterscheiden helfen. Nach den Presseschildchen sucht man vergeblich. Die Mainstream-Medien bleiben der Veranstaltung fern. Wahrscheinlich hat sich die PIR für das Haus der Wirschaft als Austragungsort entschieden, weil sie sich dadurch mehr Aufmerksamkeit von Medien und Business erhofft hatte. Das hat so nicht funktioniert. Als Begrüßungsgeschenke gibt es ein dünnes Programmheft und bunte Kugelschreiber mit weicher Griffzone, transparentem Schaft, verchromter Spitze und viel Glitzer.

Networking beim Willkommens-Cocktail

Ein Barbereich ist aufgebaut. An den fünf silbernen Stehtischen mit weißen Tischtüchern wird Englisch gesprochen. Die Veranstalter pendeln von Tisch zu Tisch und halten ihre Gäste mit Smalltalk bei Laune. Ein kaputter Kaffeeautomat versetzt die etwas steifen, aber zweisprachigen Mitarbeiter eines Catering-Services in Unruhe. Den Gästen ist das egal. Sie sind nicht wegen des kostenlosen Automatenkaffees gekommen. Ein graziöser Kellner geht durch die Reihen und reicht Wilkommens-Cocktails und kleine Häppchen.

Perfektes Konferenzequipment

Alles verläuft nach Plan. Genau 18.30 Uhr öffnen sich die Türen zum Hanns-Martin-Schleyer-Saal. Ein Videobeamer, eine Leinwand, ein Diskussionspodium, ein Rednerpult und sechs Tischreihen füllen den Raum. Konferenzmikrofone stehen auf jedem Tisch. Schwarze A5-Heftchen, die als als Schreibmaterialien auf allen Plätzen liegen, wirken wie kleine Kondolenzbücher.

Der Auftakt

Jetzt geht es los. Souverän und ausgeglichen tritt die PIR-Vorstandsvorsitzende Alexa Raad hinters Rednerpult, begrüßt die Gäste in Deutsch und Englisch, erläutert das Programm und strahlt aus, dass sie eine erfolgreiche und weltoffene Geschäftsfrau ist. Den Blick geradeaus, den Kopf oben. Seit einem Jahr hat die Amerikanerin ihren jetzigen Posten inne. Ihre Wurzeln lägen im Mobilfunk-Marketing-Bereich, fügt sie an und leitet über zu den Präsentationen der geehrten ".org"-Projekte. Kurzer Applaus.

Routinierter Vortrag

Human Rights Watch Deutschland-Chefin Marianne Heuwagen tritt vor und macht ihren Job. Routiniert und synchron zur Videobeamer-Präsentation spult sie in glockenklarem Englisch den Selbstdarstellungstext der Menschenrechtsorganisation ab. Man erfährt nichts, was man nicht auch auf deren Website hätte erfahren können. Dafür wirkt alles sehr professionell.

Bürgerrechtler 2.0

Nächster Kandidat ist Netzpolitik.org-Blogger Markus Beckedahl. Er freut sich, seinen Vortrag in Deutsch halten zu können. Irgendwie kann man ihm besser zuhören als der HRW.org-Chefin. Der Creative Commons-Verfechter Beckedahl hat viel erreicht. Netzpolitik.org, ein Nachrichtenblog zu internetpolitischen Themen, ist nur ein kleiner Ausschnitt seines Schaffens. Was die eingeschlafene Bürgerrechtsbewegung der Achtziger mit selbstgemalten Transparenten auf der Straße bewegt hat, bewegt Beckedahl heute im Netz. Als Re:Publica-Organisator hat er die Blog-Kultur in Deutschland salonfähig gemacht. Mit seiner Firma newthinking betreibt er Lobbyarbeit für Open-Source-Projekte.

Media ist nicht gleich Pedia

Bühne frei für Wikimedia-Vertreter Patrick Danowski. Das Lampenfieber quält ihn. Aus aktuellem Anlass geht Danowski auf den Unterschied zwischen der Online-Enzyklopädie Wikipedia und der Wikimedia Foundation ein. Er fragt daraufhin in die Runde nach regelmäßigen Nutzern von Wikipedia. Alle 28 Menschen im Saal strecken die Arme in die Luft. Auch von ihm erfährt man kaum Neues. Schade!

Eine Lücke gefüllt

Bundesrepublik.org-Initiator Alexander Rodert scheint wenig geübt in Sachen Selbstdarstellung, aber umso engagierter beim Durchforsten und Katalogisieren des Netzes. Seine uneigennützige Art macht ihn sympathisch. Was ihn antreibt, könne er nicht erklären. Dabei könnte er mit seiner ".org"-Seite wirklich Geld verdienen. Rodert hat den ersten Behördenwegweiser aufgebaut. Auf staatlichen Internetseiten wie bund.de findet man nichts Vergleichbares. Bereits in der Startphase hätten ihn verschiedene Behörden kontaktiert und gefragt, ob sie sein Verzeichnis auch intern nutzen dürften, berichtet Rodert. Sein Bürgerportal mit inzwischen 238.805 Einträgen zeigt, dass es im Internet auch nicht kommerzielle Dienstleistungen von Bürgern für Bürger gibt. Auch das ist Netzaktivismus.

Die mit der PISA-Studie

Für die letzte Präsentation muss sich OECD-Sprecher Matthias Rumpf ranhalten. Ihm gelingt es nicht recht, das Interesse des Publikums zu halten. Sein: "Wir sind die mit der PISA-Studie", lässt ein seichtes "Aah" durch den Raum gehen. Rumpfs Powerpoint-Folien folgen eher ihrem eigenen Willen. Dagegen können seine Schüsse auf die Leinwand mit der Beamer-Fernbedienung kaum etwas ausrichten. Sein Vortrag ist fade und blass und geht ein wenig unter. Dabei ist die OECD-Seite ein effizientes Recherche-Werkzeug für alle, die sich mit internationaler Entwicklungshilfe, Gleichberechtigung, Bildung oder Konfliktforschung befassen. Interessant klingt das OECD-Projekt Wiki Gender.

Wer nicht kommt zur rechten Zeit...

Die Präsentation von Indymedia fällt flach. Zu spät kam der Kontakt zu den Medienaktivisten in Deutschland zustande. Dafür hagelt es für das unabhängige Medienzentrum den ganzen Abend über Lob und Ehre von allen Seiten. Einige US-Amerikaner zeigen sich verwundert darüber, dass im Rahmen von de.indymedia.org kaum professionelle Journalisten tätig sind.

ABC/CNN-flüchtige ((i))ndy-Autoren

Zeit für dankende Worte. Der investigative US-Journalist, Filmemacher und Blogger Danny Schechter tritt ans Rednerpult. Gemeinsam mit seinem Globalvision-Kollegen Rory O'Connor und dem PIR-Team hat er den Abend initiiert. Sofort ist der Raum von einer positiven Stimmung erfüllt. Schechter belebt die Veranstaltung mit einer persönlichen Note. Er stellt das gesamte Organisationsteam vor, lässt alle einzeln aufstehen und fordet von den Gästen Applaus für sie ein. Schechter und O'Connor engagieren sich nicht nur für die ".org"-Domains. Beide sind alte Hasen im Mediengeschäft. Sie bezeichnen sich selbst als Nachrichtensezierer, Unruhestifter und ABC-CNN-Flüchtlinge. Schechter war über ein Jahrzehnt als Radiomoderator tätig und verfasste Beiträge für Indymedia NYC. Frei nach dem Motto Watching the Watchdogs nehmen sie mit ihren Artikeln, Blogs und Filmen nehmen sie die Massenmedien kritisch unter die Lupe.

Deutsche Journalisten kennen kein Internet

Die Plätze für die Medienvertreter aus Deutschland bleiben leer. Dabei war es Ziel des Abends, die Rolle von ".org" als Top Level Domain in Deutschland zu stärken. ".org" sei schließlich der coolste Teil des Netzes, meint O'Connor. Mit einem zynischen Erklärungsversuch trifft Schechter den Nagel auf den Kopf: Die Journalisten vor Ort hätten wahrscheinlich noch nie etwas von ".org" gehört. "Entweder kennen sie das Internet nicht, oder sie kennen nur die Website ihres eigenen Mediums", ist der Medienkritiker überzeugt.

PR-Sprechblasen

Auf dem Podium sitzen im Anschluss Vertreter der deutschen Internet-Registrare 1&1, InternetX, Key-Systems und Strato. Eine langweilige Runde, die außer PR-Verlautbarungen nicht viel zu melden hat. Der Ausspruch des 1&1 Vertreters Andreas Maurer: "Alle nutzen Wikipedia, aber niemand denkt an die Idee, die dahinter steckt", wirkt fast schon revolutionär im Vergleich zu den leeren Worthüllen der InternetX Vertreterin Jasmine Begg.

Firmen sind als ".org"-Trittbrettfahrer erwünscht

Die Quintessenz des Gesprächs lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Deutschlands ".org" Community sei noch nicht sehr stark. Soziale Netzwerke wären hier im Allgemeinen schwächer als etwa in den USA. Die Registrare müssten mehr Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Gerade für kommerzielle Anbieter, die im sozialen Bereich aktiv sind, sei ".org" die richtige TLD. Rory O'Connor nannte ein treffendes Beispiel. Die Nachrichtenagentur Reuters betreibe mit alertnet.org eine gemeinnützige Nachrichtenseite zu humanitären Krisenherden. Die richte sich vor allem an Hilfsorganisationen und Entscheider in der Politik. Gerade Domainnamen, die eine Geschichte erzählen können, wie etwa das Internationale Rote Kreuz, wären beliebt und erfolgreich, so O'Connor. Die Fragerunde im Anschluss fällt kurz aus. Schnell verlagert sich das Geschehen zurück in den Vorraum des Saals.
Beim Cocktail-Empfang kommen die interessanten, die persönlichen Geschichten zu Tage. Der Catering Service zieht die Folien von silbernen Tabletts.

Gossip und Cocktails

Danny Schechter steht mit seiner noch recht jungen Berliner Cousine und deren Freundin an einem der silbernen Stehtische. Sie wechseln ein paar Worte in Russisch und Deutsch. Eher aus Spaß. Dann wird weiter Englisch gesprochen. Er hat sie als Ehrengast eingeladen. Begeistert berichtet er von der Arbeit an seinem Film Weapons of Mass Deception und dem Buch, das in Kürze dazu erscheinen wird. Kellner servieren inzwischen grapefruitfarbene Cocktails und Weißwein.

Leckereien-fuer-alle.org

Das Buffet wird gestürmt, aber so, dass es nicht auffällt. Mit Blauschimmel gefüllte Backpflaumen im hauchdünnen Schinkenspeckmantel sind der Renner. Kanapées, belegt mit Edamer und Ungarischer Salami, mit Putenbrust und Prager Schinken, füllen kleine Teller und hungrige Mägen. Das Pumpernickel mit geräuchertem Lachs und Meerrettich ist schnell verschwunden. Die Platten mit Laugengebäck mit Tomate und Mozzarella sind bald nur noch zur Hälfte gefüllt. Absolutes Highlights ist die Französische Käseplatte mit sieben verschiedenen Käsesorten, dekoriert mit frischer Ananas und rotem Wein.
Frisch auf chromsilberne Plastiksäbel gespießte Kirschen, Trauben, Ananas, Birnen- und Apfelstückchen sind von feinen Fäden einer Bitterschokoladenglasur überzogen. Die Vorräte sind üppig. Insofern hat es doch etwas Gutes, dass die Vertreter der Mainstream-Medien heute zu Hause geblieben sind.

Das wahre Gesicht von BDI, BDA und DIHK

Wo gegessen wird, braucht's auch Toiletten. Die Aborte im Erdgeschoss des DIHK-Gebäudes sind eine Zumutung. Wo sich tagsüber Deutschlands Spitzenmanager die Ehre erweisen, herrschen anscheinend immer derartig katastrophale Zustände. Hochgeklappte und bepisste, Klobrillen, umgekippte Klobürsten, braune Spuren in den Kloschüsseln ,eingetrocknete Pinkelspuren und zerknülltes Klopappier auf dem Granitboden. Nur nach Klosprüchen sucht man vergebens. Alles in Allem kein schöner Anblick und doch ein bleibender Eindruck von einem einmaligen Besuch im Haus der Deutschen Wirtschaft.

Galerien zu Gethsemane

Im Umfeld der Gethsemane-Kirche im Bezirk Prenzlauer Berg hat die Galerie von Anke Zeisler ihren Stammsitz. Wie kommt man dazu, eine Galerie zu eröffnen und wie ist Anke Zeisler überhaupt zur Kunst gekommen? "Durch meine Mutter. In meiner Kinderzeit schrieb und vor allem zeichnete sie Kinderbücher. Ich habe das gesehen und selbst gern gemalt. In der Schule hieß es immer: Du wirst mal Künstlerin. Aber ich dachte, so gut bin ich nicht."

So studierte sie Pädagogik (Kunsterziehung und Deutsch) an der Humboldt-Universität. "Es war eine klassische akademische Ausbildung plus Kunstgeschichte." Nach dem Studium unterrichtete Anke Zeisler dann für kurze Zeit an einer Schule in Berlin-Oberschöneweide. Es folgte 1981 ein privater Umzug nach Frankfurt/Oder. "Dort fing ich im 'Zentrum für künstlerische Werkstätten und Bildende Kunst' an. Das war eine Einrichtung, die mit Künstlern des Bezirks zusammengearbeitete. Ich leitete da den Bereich 'Ausstellungspolitik'. Da habe ich von der Pike auf gelernt, wie man Ausstellungen organisiert: Planung, Atelierbesuche, Auswahl der Werke, Ausstellungs-Aufbau, Reden und Katalogtexte schreiben."

Die Idee, eine eigene Galerie zu eröffnen, hatte Anke Zeisler schon lange. "Ja. 2001 ging ich nach Berlin und eröffnete da im November meine eigene Galerie. Ich hatte das Gefühl, die Zeit war reif dafür und ich wusste, wie ich das mache. Das Geld reichte für ein Jahr, und ich sagte mir, wenn das verbraucht ist ohne es geschafft zu haben, kann ich ja zurückgehen." Sie fand es schon immer spannend, neue Künstler kennenzulernen, und hatte durch die langjährige Kuratorentätigkeit viele Kontakte. "Die Künstler, die ich am meisten schätzte, fragte ich, ob sie bereit wären, in meiner Galerie auszustellen. Die erste Ausstellung bestritt Ruth Tesmar."

Als Anke Zeisler eines Tages eine ihrer Künstlerinnen der Guardini-Stiftung wegen der dort gepflegten Verbindung von Kunst, Religion und Philosophie erfolgreich empfohlen hatte, zeigte sich, dass die Stiftung mit der Kunsthalle Vierseithof in Luckenwalde kooperierte und dort gerade die letzte Ausstellung plante. "Mit dem Mäzen und Betreiber der Kunsthalle gab es gab es schnell Gespräche über die Zukunft und das weitere Programm der Kunsthalle, und im März 2006 wurde ich als Kuratorin bestellt. Seit dem kann ich dort das künstlerische Programm gestalten. Die erste Ausstellung zeigte Werke von Sylvia Hagen und Dorit Bearach. Die Kunsthalle hat einen Förderverein, dem Reinhardt Stangl vorsteht." Und ganz nebenbei kuratiert Anke Zeisler noch Ausstellungen für Museen und andere Auftraggeber, macht Kataloge und ist Kunst-Beraterin eines großen Münchner Unternehmens, das in Berlin eine Repräsentanz unterhält.


Veit Stiller
www.galerie-zeisler.de

Freitag, Mai 16, 2008

Durchgang auf Friedhof dicht

Die Verbindungswege zwischen St. Marien und Sankt Nikolai-Friedhof sind ab sofort dicht. Der Friedhofsleitung war der Durchgangsverkehr und die parkähnliche Nutzung zuviel. Die Pläne, den Friedhof zu bebauen sind erstmal vom Tisch.

Wurst und Musik in der Schönhauser Allee

Es gibt besser geeignete Orte für ein Konzert als diesen: auf der Mittelinsel zwischen einer vierspurigen Straße samt Straßenbahn, über dem Kopf den U-Bahn-Viadukt. Viel zu laut. Und doch so ungewöhnlich, dass es schon wieder reizvoll ist. Tatsächlich haben schon oft Leute bei Konnopke’s Imbiss - hier gehört der falsche Apostroph zum guten Ton - an der Schönhauser Allee gestanden und gefragt, was sie tun müssen, um neben der berühmten Currywurstbude ein Konzert zu veranstalten. "Keinem ist das bisher gelungen", berichtet Inhaber Mario Ziervogel.

von Stefan Strauss

In der Not frisst der Teufel auch Wachschützer

Ein Ladendieb hat am Dienstagmittag in einer Drogeriefiliale in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg einen Wachmann gebissen. Der Hausdetektiv hatte den 18-Jährigen beobachtet, als er Kosmetikartikel stahl und anschließend das Geschäft verließ. Der 30-jährige Sicherheitsmann hielt den Dieb fest. Daraufhin biss ihm der junge Mann in den linken Unterarm.

Donnerstag, Mai 15, 2008

Ich bin für das P-Berg-Wappen mit Wasserturm und Thälmanndenkmal

Was ein Wasserturm, ein Hopfendolden, eine Gitarre und ein Fuchs gemeinsam haben? Sie symbolisieren jeder auf seine Weise irgendwie den Bezirk Pankow. Das meinen jedenfalls die Kreativen, die sich an der Wappensuche beteiligt haben. Ihre 78 Vorschläge zeigt derzeit eine Ausstellung des Museumsverbundes. Drei Entwürfe des Ideenwettbewerbs wählte die Kommission kürzlich hinter verschlossenen Türen als gelungen aus. Der erste zeigt in schlanken Linien eine Ähre, den Pankower Rathausturm und ein Schwert; der zweite Rad und Hopfen auf weiß-blauem Grund; der dritte das Eingangstor zum Bürgerpark, drei Sterne und die Wellen eines Gewässers. Ausstellungsmacher Haiko Hübner warnt aber davor, diese Vorauswahl zu missdeuten. Was am Ende im Bezirkswappen zu sehen sei, stehe mitnichten fest.

Die Wappensuche in Pankow gestaltet sich bisweilen etwas verkrampft. Aber das verwundert kaum in einem heterogenen Gebilde, das seit sieben Jahren um eine Identität ringt. Noch immer ist der aus den Altbezirken Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee fusionierte Bezirk der letzte ohne ein heraldisches Zeichen. Da ist eine scheinbare Banalität wie die Wappenfindung eben ein heikler Vorgang. Bei der Namenssuche war das nicht anders. Sie zog sich über viele Jahre, und Helmut Hampel ist sie noch lebhaft im Gedächtnis. Hampel war lange SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und stritt für die schlichte Bezeichnung „Pankow“ gegen Wortungetüme wie „3. Bezirk“, „Kollwitzbezirk“, oder „Wei-Pan-Berg“. Nun mustert er als einer der ersten Besucher skeptisch die Wappenideen. Am besten gefällt ihm eine Lösung mit dem Bürgerparktor im Zentrum. „Aber der Hintergrund müsste grün statt rot sein, denn Pankow ist ein grüner Bezirk“, sagt er. Und ärgert sich, nicht selbst einen Entwurf eingereicht zu haben.

Manche Vorschläge brechen radikal mit Traditionen, teilweise greifen sie aktuelle Konflikte auf: Die Lösung mit Kruzifix, Davidstern und Halbmond spielt auf den Heinersdorfer Widerstand gegen die Moschee vor der Haustür an. Ein Entwurf rückt eine Filmrolle in den Mittelpunkt, weil die Kinopioniere Skladanowsky aus Pankow vor mehr als 100 Jahren auch im Prater-Garten Bilder laufen ließen. Ein anderer will mit einer Buche als Einheitssymbol Gräben überwinden.

Die Wappen der alten Bezirke taugten nur bedingt als Vorbilder für neue Einfälle. Der Pankower Schild zeigte Getreidegarben, Sense, Rechen und zwei gekreuzte Spaten. Aber das Landesarchiv rät in seinen Gestaltungshinweisen von veralteten Symbolen einer agrarischen Vergangenheit ausdrücklich ab. In Weißensee erinnerten Richtrad und Schwert an die Hinrichtung der heiligen Katharina und blieben als „Marterwappen“ stets umstritten. In Prenzlauer Berg zeugten Windmühlenflügel, Weintrauben und Hopfen von der Ortsgeschichte, die SED ließ zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 das Thälmann-Denkmal hineinzeichnen.

Wie das neue Bezirkszeichen aussehen wird, kristallisiert sich wohl erst in den kommenden Monaten heraus. Eine größere öffentliche Debatte versuchten die Verantwortlichen in den vergangenen Wochen zu vermeiden. „Die machen ein richtiges Staatsgeheimnis draus“, lästert eine Wettbewerbs-Teilnehmerin. Andere sagen, dass die Kommission für Pankower Verhältnisse überraschend konstruktiv gearbeitet habe. Elemente aus den drei ausgewählten Entwürfen soll der Heraldiker Jörg Mantzsch nun im Auftrag des Bezirksamts zum endgültigen Wappen vereinen. Die Vorgabe: Den oberen Teil soll ein dreigliedriges Tor zieren, das sich nicht an ein Gebäude im Bezirk anlehnt; unten sollen Katharinenrad und Hopfendolden Platz finden. Wenn alles glatt läuft, verleiht die Senatsverwaltung für Inneres am Jahresende das Pankower Bezirkswappen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 18. Mai täglich außer Freitag und Sonnabend von 10 bis 18 Uhr im Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner, Prenzlauer Allee 227/228, zu sehen.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 14.05.2008)

Mauergeschichten

Am 15. Mai 1985 wurde Cliewe Juritza, heute Inhaber von Cliewe Stadtführungen, von der Bundesrepublik Deutschland aus der DDR-Haft freigekauft. Sein Vergehen damals war: mehrfacher versuchter und in einem Fall die Vorbereitung zum ungesetzlichen Grenzübertritt – sprich, Juritza hat versucht aus der DDR zu fliehen.

Für diesen gescheiterten Versuch wurde er 1984 zu 12 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. „...die Handlungen des Angeklagten [sind] eine schwerwiegende Mißachtung der gesellschaftlichen Disziplin, so daß nur mit einer Freiheitsstrafe reagiert werden mußte“, hieß es in der Urteilsbegründung.

Warum Juritza letztendlich einer der etwas mehr als 30.000 freigekauften politischen Häftlinge wurde ist schwer zu rekonstruieren.

Ein Eintrag in seiner Haftakte am 3. Mai 1985 bestimmt den Tag der Haftentlassung auf den 15.5.1985. Das sind zwei Monate vor Ende der einjährigen Haftstrafe. Begründet wird die vorzeitige Haftentlassung damit, „daß der Verurteilte die notwendigen Schlußfolgerungen gezogen hat und künftig die Gesetzlichkeit der DDR nicht wieder verletzen wird.“

Anfang Mai wird Juritza von seinem Arbeitsplatz in der Haftanstalt in Halle abgeholt. Man bedeutet ihm, seine Sachen zu packen. „Geht’s jetzt ab?“ fragt der damals 19jährige hoffnungsvoll einen der Gefängniswärter. Der darf nichts sagen. Als Juritza sich nach einem Transport im Gefängnis in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) wiederfindet, weiß er Bescheid.

Er sitzt in Abschiebehaft und schreibt einen Brief an seine Familie. „Wenn ich aus Karl-Marx-Stadt schreibe, dann geht es mir gut“, hatte er bei dem letzten Besuch im Gefängnis in Halle zu seiner Schwester gesagt. Am 15. Mai 1985 besteigt er zusammen mit anderen Häftlingen einen Reisebus, der sie zur Grenze nach Marienborn fahren wird. Als der Bus schließlich über die Grenze in die Bundesrepublik fährt, herrschen Erleichterung und Freude. „Entlassung nach BRD“ heißt der Beginn eines völlig neuen Lebens lapidar in den Akten der Haftanstalt Halle:


War die Berliner Mauer wirklich unüberwindlich? Wo war die Mauer überhaupt? Wie lebte es sich in der DDR? Wie war es im Gefängnis? Das sind Fragen, die Cliewe Juritza in seinem Buch „Als die Berliner Mauer noch kein Denkmal war“ und seinen Stadtführungen an der Berliner Mauer und durch Prenzlauer Berg beantwortet. Die nächsten Führungen von Cliewe Stadtführungen durch Prenzlauer Berg und entlang der Bernauer Straße finden statt am 17. und 18. Mai.

Dienstag, Mai 13, 2008

Erst Café, dann Kirche

P-Bergs Jungakademiker-Szene stürmt die bisher leeren Kirchen des Bezirks.

Von Charlotte Amalia ist kein Mucks zu vernehmen, nicht einmal ein leises Wimmern. Die Laute der neuen Erdenbürgerin des Berliner Szeneviertels Prenzlauer Berg wären aber auch bald übertönt worden vom mächtigen Orgelklang der Gethsemanekirche. Die evangelische Kirchengemeinde hat sich rings ums Taufbecken versammelt, als das Lied „Von guten Mächten treu und still umgeben“ erschallt, das einem in Mark und Bein geht. Dietrich Bonhöffer hat es geschrieben, der Pastor der nahe gelegenen Zionskirche, der im Widerstand gegen das Nazi-Regime sein Leben ließ.

Während sich draußen allmählich die Cafés und Lokale rund um Kastanienallee und Kollwitzplatz zum Brunch und zum Latte Macchiato mit sonntäglichen Müßiggängern füllen, sind auch die Kirchenreihen dich gedrängt mit mit Jungvolk. Es sind meist zugezogene Akademiker aus dem Westen, aus dem Schwäbischen, dem Rheinland oder aus Bayern, die es samt Nachwuchs und Kinderwagen in die Kirchen zieht.

Heimweh zu Gott?

Als „Heimweh zu Gott“ hat ein Stadtmagazin das Phänomen bezeichnet. Das wäre vielleicht doch ein wenig übertrieben, doch ereignet sich in Prenzlauer Berg gerade so etwas wie ein kleines Wunder. Während sich anderswo in Deutschland und in Berlin die Kirchen leeren und aussterben oder teilweise sogar zum Verkauf anstehen, florieren hier die Gemeinden. „Wir haben 150 Taufen im Jahr“, sagt Heinz-Otto Seidenschnur, einer der vier Pfarrer im evangelischen Kirchenbezirk Prenzlauer Berg-Pankow. Seit der Wende hat sich die Zahl der Mitglieder sogar verdoppelt. Allein hier hat die evangelische Kirche 7000 Neuzugänge registriert.

Hier, in den evangelischen Kirchen, nistete die Keimzelle des Widerstands gegen die DDR, hier trafen sich die Dissidenten und Künstler zur Diskussion, und von hier gingen die Demonstrationen im Herbst 1989 aus, die zum Sturz der kommunistischen Diktatur führten. Als „Held“ empfindet sich freilich kaum einer der Alteingesessenen. Viele der früheren Bewohner sind ohnehin in den Speckgürtel rund um Berlin gezogen. Es hat seither ein Bevölkerungsaustausch stattgefunden. In die längst sanierten Altbauwohnungen sind vor allem Studenten, Künstler und allerlei Kreative aus Westdeutschland gezogen, die mittlerweile einen Kinderboom ausgelöst haben – und eben auch einen Kirchenboom.

Seidenschnur erklärt sich das aktive Kirchenleben mit einer Kettenreaktion: „Wo junge Leute sind, kommen andere Junge nach.“ Es sind Leute wie Jürg Wildner und seine Frau Paola Valderama, die prototypisch stehen für die „Generation Prenzlberg“: Mittdreißiger, zwei Kinder, die nicht nicht jeden Sonntag in Kirche gehen – aber immer öfter. Er: evangelisch, ein ausgebildeter Theologe und Vikar. Sie: als gute Chilenin katholisch und Philosophiestudentin.

„Im Zeitalter der Globalisierung nimmt die Frage nach der Weltsicht, nach der existenziellen Frage nach der Transzendenz zu“, erläutert Wildner als Mann vom Fach religionsphilosophisch. Für ihn wurzelt die Sinnsuche in der „Sehnsucht nach Religion“. Aber er betrachtet den Kirchgang durchaus auch von der pragmatischen Seite: „Die Kinder stehen um sieben Uhr auf. Was macht man da den ganzen Vormittag?“

Während der Predigt nimmt Seidenschnur einen grünen Faden zur Hand, zitiert den Propheten Jesaja und spricht von der „Vergötzung des eigenen Ich“: „dem Grundübel der heutigen Zeit“. Hinterher klopfen ihm einige anerkennend auf die Schulter.

Vor dem Portal der Herz-Jesu-Kirche, dem katholischen Pendant in der Fehrbelliner Straße, lehnen Fahrräder zuhauf. Drinnen ist sonntags kein Platz frei. In der vorletzten Reihe sitzt Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), der sich an ganz andere Zeiten erinnert – an den „Kampfkatholizismus“ in der DDR, als die Kirche ein Refugium war für Andersdenkende und Andersgläubige. Die bunte, lebendige Vielfalt, die jetzt zu Tage tritt, behagt ihm jedoch wesentlich mehr. „Die Religion ist nicht erledigt.“

Lieber zum Brunch

Das katholische Kirchenvolk ist in der Herz-Jesu-Gemeinde Gemeinde um das Dreifache expandiert, das Durchschnittsalter beträgt 30 Jahre, sagt Pfarrer Emanuel Pannier. Die charismatische ökumenische Bewegung „Chemin neuf“ hat den Franzosen nach Berlin geführt – und gleich auch eine Reihe von Landsleuten angezogen.

Vor dem Stand mit den Ökoprodukten tummeln sich Omas und Opas mit Kinderwagen. Jörg, ein Arzt, unterhält sich mit einem befreundeten Architekten über „unser gesetteltes Leben“. „Es gibt ein Bedürfnis nach Spiritualität.“ Eine Aktivistin wirbt für einen Bibel-Arbeitskreis, eine andere für eine Gebetsnacht. Der Widerhall indes ist mäßig. Lieber verabreden sich die jungen Kirchgänger zum Brunch. Gerade ist die Mittagsstunde angebrochen – die beste Zeit für ein ausgedehntes Frühstück in Berlin.

Von Thomas Vieregge

Mittwoch, Mai 07, 2008

Freiheitsredner sensibilisieren für Privatsphäre

Seit genau einem Jahr, dem 07.05.2007, können Schulen, Universitäten
und Vereine ein Netzwerk Freiwilliger in Anspruch nehmen, das
ehrenamtliche Vorträge über den Wert der Privatsphäre anbietet. Die
"Freiheitsredner" wollen vermitteln, welche Bedeutung
überwachungsfreie Räume für uns und unsere Gesellschaft haben, wie
groß die "Bedrohung" durch Kriminalität wirklich ist und wieviel
Sicherheit Überwachung tatsächlich bewirken kann.

Freiheitsredner Benjamin Erhart freut sich sehr über das Jubiläum:
"Die Freiheitsredner setzen ein positives Zeichen für Bürgerrechte;
dabei mitzuhelfen macht mich sehr stolz!"

Im ersten Jahr ihres Bestehens sind die Freiheitsredner über 70mal
zu Veranstaltungen und Vorträgen eingeladen worden. "Das hat uns
durchaus auch überrascht", so der Freiheitsredner Christoph Brüning,
"aber der Bedarf ist offensichtlich da. Für uns auf jeden Fall ein
großer Ansporn, weiterzumachen." Freiheitsredner haben zu aktuellen
Themen wie der Vorratsdatenspeicherung oder zu Überwachung allgemein
gesprochen, das Datenschutzbewusstsein von Schülerinnen und Schülern
gestärkt, Ansprachen auf Demonstrationen gehalten und Ortsvereine zu
eigenen Aktionen motiviert.

81 ehrenamtliche Rednerinnen und Redner aus ganz Deutschland gehören
dem Netzwerk zurzeit an. Es handelt sich hauptsächlich um engagierte
Bürgerinnen und Bürger, die sich für eine bessere Balance zwischen
Privatsphäre und Selbstbestimmung einerseits und den Kontrollrechten
der staatlichen Sicherheitsbehörden andererseits einsetzen. Die
Vorträge sollen zu einer informierten Auseinandersetzung mit dem
Thema Privatsphäre anregen und können prinzipiell kostenfrei gebucht
werden. Eine Broschüre über die Freiheitsredner kann auf der
Homepage www.freiheitsredner.de betrachtet und bestellt werden.

Dienstag, Mai 06, 2008

ONE bleibt ONE

Warum sollte ONE kein Number One Hit werden?
Schließlich ist Joerg Rider der beste Rapper von der ganzen, ganzen Welt.

Wenn Du Dir das Liedchen ONE auf myspace.com/joergrider angehoert hast, haben die beiden Top-Stars auch Dein Herz geONE.

Hier kannst Du den Hit als mp3 frei runterladen!

Sonntag, Mai 04, 2008

Stasi-Briketts geklaut

Unbekannte sind in der Nacht zum Samstag in ein Gebäude des ehemalige Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Lichtenberg eingebrochen. Nach Angaben eines Polizeisprechers vom Sonntag handelt es sich bei den Tätern offenbar um „DDR-Fans“: Sie entwendeten aus dem heutigen Stasi-Museum ein Brikett mit dem Aufdruck „30 Jahre DDR“, ein Holzbrettchen mit einem Bild von Lenin sowie weitere „Liebhaberstücke“. Die Eindringlinge hatten ein Fenster aufgehebelt, um in das Gebäude einzudringen. Im Innern der Gedenkstätte in der Ruschestraße wurde jedoch nichts zerstört.

Bibliothek bleibt dicht

Leider konnte die Kurt-Tucholsky-Bibliothek in der Esmarchstraße bisher noch nicht wiedereröffnet werden, denn es müssen noch technische und rechtliche Belange gerklärt werden. Es bleibt zu hoffen, dass im Laufe des Mai die noch offenen Fragen beantwortet werden und dann die Bibliothek wieder den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung steht.

Verlorene Arthur-Kniprode-Becker-Strasse

Noch blühen die Mandelbäume in der Kniprodestraße. Ich verbinde mit der Straße zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain verschiedene Erinnerungen. Zuerst assoziiere ich damit immer die Werneuchner Wiese, von der niemand weiß, daß sie so heißt.

Als Kind ließ ich da meinen Drachen steigen. Naja, meist war es mein Vater, der sich abrannte, um mich zu entertainen.

Beeindruckend waren jährlich zum Pressefest oder beim FDJ-Pfingsttreffen die Feuerwehr- und Polizeiautos, Panzer und Krankenwagen, die dort ausgestellt wurden.

Mitte der Achtziger sollte auf der Wiese ein Haus der Jugend errichtet werden. Der Luftschutzbunker unter der Wiese verschwand. Auf einem Schrotthaufen auf der Wiese haben wir mal eine kleine Bombe aus Kriegszeiten gefunden. Ein Vopo sicherte die Fundstelle. Der Munitionsräumungsdienst kam im Barkas angefahren und hat sie mitgenommen.

Zum Beach-Volleyball spielen war ich in der Kuhle, die vom Bunker blieb, nie.
Ich glaube, es war 1984 oder 1985, als ich mal da beim Zeitfahren der Friedensfahrt am Straßenrand stand und Olaf Ludwig, Uwe Ampler und Abduschaparow "in echt" gesehen habe.

1987 oder 88 habe ich dort mal Erich Honecker gesehen. Vier Meter vor meiner Nase lief er vorbei, um dort einen Kranz am "Polendenkmal" niederzulegen.

Interessant fand ich immer auch das ehemalige Straßenbahndepot, das teilweise immer noch von der BVG genutzt wird und jetzt auch mit einem Supermarkt bebaut ist.

Es gab sowohl zu Nazi- als auch zu DDR-Zeiten Pläne, den jüdischen Friedhof am Ende der Straße mit einer Hochstraße zu überziehen, die die Kniprode mit der Hansastraße verbindet. Hat zum Glück nicht geklappt.

Drei Namen hat die Straße nun gehabt. Zwischen 1770 und 1901 war es der Verlohrene Weg, dann wurde sie nach dem Danziger Kreuzritter Winrich von Kniprode benannt. In der Welle der Straßenumbenennungen im Bötzowviertel erhielt sie 1974 den Namen Artur-Becker-Straße. Der Antifaschist und Interbrigadist war ab Mitte der Neunziger nicht mehr tragbar. Der Kreuzritter kletterte wieder aufs Schild zurück.

So lernt man den Lidl-Filialleiter kennen

Die Software von Lidl-Kassen hat eine kleine Schwachstelle, die dann auftritt, wenn die Summe des Einkaufes 0,00€ beträgt. Dies erreicht man zum Beispiel, in dem man 2 Einweg-Pfandflschen abgibt und eine 1,5-Liter-Flasche Mineralwasser sowie eine kleine Tüte kauft. (-0,50€ (Pfand) + 0,25€ (Pfand) + 0,19€ (Wasser) + 0,06€ Tüte = 0€)
Daraufhin meldet die Kasse, dass eine Autorierung benötigt wird (”Authorization required”), die nur der Cheferteilen kann. Ergo: Es muss wegen nichts (= 0€) der Chef gerufen werden.
Zu allem Überfluss gibt es zu dem Thema sogar eine eigene StudiVZ-Gruppe: Lidl hat das lustigste Kassensystem aller Discounter

Mehr hier.

Jugendweihe reloaded

Rund 450 Jugendliche haben heute bei den ersten beiden Jugendfeiern des Humanistischen Verbandes im Berliner Friedrichstadtpalast symbolisch Abschied von ihrer Kindheit genommen. Die Feier, auch Jugendweihe genannt, sei «ein wichtiger Bestandteil in der Fest- und Feierkultur konfessionsloser Menschen», sagte der Vorsitzende des Berliner Landesverbandes, Bruno Osuch. Die Zahl der Teilnehmer habe sich von 1350 im Vorjahr auf 1750 Jugendliche in diesem Jahr erhöht. Die letzte Feier des Humanistischen Verbandes werde es am 7. Juni geben. Der Verein Jugendweihe hatte bereits am 19. April seine erste Feier in Prenzlauer Berg veranstaltet.

Ninja Assassin in der Christinenstraße

"Action!" hallte es aus einem Megaphon am Freitag gegen acht Uhr morgens durch die Christinenstraße in Prenzlauer Berg. Zitronenfarbene, türkische Taxen setzen sich in Bewegung und von einer Sekunde auf die andere herrschte Mitten in Prenzlauer Berg ein buntes Treiben wie auf einem Basar in Istanbul. In der Nacht zuvor waren türkischsprachige Schilder an der Straße und den Häusern angebracht worden. Wäsche flatterte vor den Fenstern und auch einen typischen abendländischen Marktstand gab es. Gedreht wird der Kinofilm "Ninja Assassin". Für den Action-Streifen arbeiten die renommierten Hollywood-Filmemacher Joel Silver und die Brüder Andy und Larry Wachowski ("Matrix"-Trilogie) bereits zum dritten Mal innerhalb von nur drei Jahren in Berlin und in die Filmstudios Potsdam Babelsberg. Die beiden anderen Produktionen waren der Polit-Thriller "V for Vendetta" mit Nathalie Portman sowie die Comicverfilmung "Speed Racer" mit Susan Sarandon und John Goodman. Vor fünf Tagen fiel nun die erste Klappe für "Ninja Assassin". Die Hauptrollen spielen der südkoreanische Popstar Jung Ji Hoo, die britische Schauspielerin Naomi Harris ("Fluch der Karibik") und der Schauspieler Collin Chou ("Matrix Reloaded") aus Taiwan. Bis Ende Juni sollen die Dreharbeiten für den Film des US-Studios Warner Bros. noch andauern.

Freitag, Mai 02, 2008

Walpurgis-Hintergrundwissen

Walpurgisnacht ist die Nacht der Rituale, der Hexen, des wilden Tanzes. Wenn in Prenzlauer Berg und Friedrichshain zumindest die Grillfeuer angezündet werden, sind auf dem Brocken die Hexen los. Viel Alkohol, ein bisschen Ballermann im Harz. Doch was steckt eigentlich hinter dem Kult?

Unter der Warzennase zischt ihr das Abrakadabra über die Lippen. Der Zauberhut ist lässig abgeknickt und den Besen hält sie fest im Griff, zum Abflug bereit. In der Walpurgisnacht ist der klassische Look für Hexen auf dem Brocken Pflicht, auch heute noch. Der Berg im Harz gilt seit Goethes Faust als Treffpunkt feierlauniger Besenreiterinnen. Allerdings ist aus dem mythischen Fest inzwischen ein Kostümballermann für tausende Partytouristen geworden. Magische Kräfte entfaltet hier nur der Alkohol.

Hexen mit dem Zauberwissen haben im Entertainment ihre Nische gefunden. In den Kinderzimmern, wo Bibi Blocksberg ihre Streiche spielt, oder in TV-Serien: Hier bevölkern sie in "Charmed", "Sabrina" oder "Buffy" die Bildschirme. Oder sie singen im Berliner Friedrichstadtpalast, wo "Hexen" als Revue zu sehen waren. Die Liste ließe sich verlängern. Als Teil der Populärkultur sind Hexen sympathisch geworden, doch an sie glauben – das ist Kräutersud von gestern. Oder auch nicht. Denn es gibt sie noch, die richtigen Hexen oder jedenfalls Menschen, die sich als solche bezeichnen. Dazu gehören auch die Anhänger des Wicca-Glaubens.

Wer sich auf die Suche nach den Anfängen von Wicca und damit nach dem Ursprung des modernen Hexenglaubens macht, landet in Südengland, in der Gegend des New Forest im Jahr 1939. Damals traf Gerald Gardner – Kolonialbeamter, Hobbyethnologe und promovierter Philosoph – auf Old Dorothy, eine Hexe, die behauptete, in der Tradition von jahrhundertealtem Familienwissen zu praktizieren. Gardner wurde in ihren Zirkel aufgenommen und lernte dort die "alte Religion", wie er sie bezeichnete, kennen. Ob die Begegnung tatsächlich stattfand, ist nicht verbürgt. Jedenfalls überlieferte Gardner sie in dieser Form der Nachwelt. Zu dieser Überlieferung gehören auch seine zahlreichen Bücher. Wobei zweifelhaft ist, ob Gardner mit seinen Schriften das Hexenwissen aus der historischen Besenkammer holte, wo es die Christianisierung und die Verfolgungen überdauerte. Wissenschaftler gehen davon aus, dass er verschiedene literarische Vorlagen mit Versatzstücken heidnischer Kulte kombinierte und mit diesem Potpourri den Wicca-Glauben schuf.

Zentraler Punkt in Gardners Wicca sind die Rituale. Sie sind nackt und im Freien abzuhalten, und die wichtigsten können mit dem Beischlaf enden. Mittels der rituellen Magie meinen Hexen, die verborgenen Kräfte der Natur zu lenken. Erlaubt ist dabei nur weiße Magie, die niemandem schadet. Aber auch die Hexenkunst hat Grenzen: "Bevor es die Luftfahrt gab, ist nie eine Hexe geflogen", erklärte Gardner in einem Interview. Den Schutz der Heimat sollte der weiße Zauber allerdings bewerkstelligen. 1940 wurde, wie eine englische Zeitung nach dem Krieg berichtete, in einem großen Ritual ein "nie da gewesener Energiekegel aufgebaut", um Hitlers Plan von der Invasion Englands zu vereiteln.
Nachdem Gardner 1964 starb, verbreiteten seine Schüler den Kult. Im Ursprungsland des Wicca zählt die Bewegung heute mehrere zehntausend Anhänger, in den USA sogar über 100.000 – Tendenz steigend. Und in Deutschland?

1. Mai Chronologie

1987

Auslöser der ersten Krawalle zum 1. Mai wird eine Durchsuchung des „Volkszählungs-Boykott-Büros“ im Kreuzberger Mehringhof am frühen Morgen. Beim Straßenfest am Nachmittag auf dem Lausitzer Platz kommt es zu Ausschreitungen. Als die Polizei das Fest auflöst, schlägt ihr eine Welle von Aggression entgegen. Barrikaden werden errichtet, Polizei- und Feuerwehrautos angezündet, auch ein Bolle-Supermarkt geht in Flammen auf. Allerdings ist dies das Werk einen Pyromanen.



1988

Erstmals organisieren die Autonomen eine von den DGB-Feiern unabhängige „Revolutionäre 1.- Mai-Demonstration“. Wieder kommt es nach einem Straßenfest auf dem Lausitzer Platz zu Krawallen, auf die die Polizei mit großer, danach massiv kritisierter Härte reagiert.



1989

Die Krawalle erreichen ein beispielloses Ausmaß. Es kommt erneut zu Plünderungen, 346 der 1600 eingesetzten Polizisten werden verletzt.



1990

Vor dem Hintergrund der Wende ist die von der Linken befürchtete „nationale Stimmung“ das Hauptthema der Demonstration, zu größeren Ausschreitungen kommt es diesmal nicht.



1991 – 1994

Nach der Wiedervereinigung greifen die bislang auf Kreuzberg konzentrierten Ausschreitungen auch auf Prenzlauer Berg über. Insgesamt erreichen sie nicht die Intensität der ersten Jahre.



1995

Der Beginn der Krawalle verlagert sich auf die Walpurgisnacht. Als ein Straßenfest am Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg nach Lärmbeschwerden aufgelöst werden soll, kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Krawallsuchenden. Der 1. Mai bleibt vergleichsweise ruhig.


1997 – 2002

Die Ausschreitungen sind ein festes Gewaltritual geworden, mal mehr, mal weniger intensiv, jedoch zunehmend entpolitisiert. Zugleich beginnt die Polizei immer mehr auf deeskalierende Strategien zu setzen.



2003 – 2007

Erstmals findet 2003 das „Myfest“ statt. Trotz erneuter Gewaltausbrüche gelingt es mehr und mehr, die Krawallbereiten zu isolieren und an den Rand der Veranstaltungen zu drängen, die Jahr für Jahr friedlicher werden.

2700 Polizisten in Prenzlauer Berg

Volksfeststimmung rund um die Oranienstraße, Kiezküche von Köfte bis Bratwurst, serviert von Anwohnern, dazu die Musik von mehr als 170 Bands auf 17 Bühnen – gratis wie der Sonnenschein am Nachmittag. Abgesehen von einer in die Luft geschossenen Leuchtkugel vor der Kreuzberger McDonald’s-Filiale während der „Revolutionären 1. Mai-Demonstration“ und danach vereinzelten Flaschenwürfen und Festnahmen blieb es bis zum späten Abend friedlich. Polizeipräsident Dieter Glietsch wurde am Rand des Aufzugs von Demonstranten erkannt und bedrängt. Polizisten brachten ihn in einem Mannschaftswagen in Sicherheit.

„Kreuzberg hat die Schnauze voll von Krawall“, sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD), der gemeinsam mit Polizeipräsident Glietsch auf dem „Myfest“ unterwegs war. Für Randalierer werde es durch das von lokalen Initiativen getragene Straßenfest immer schwieriger, weil die Bevölkerung keine Deckung mehr gebe, sagte Körting. Er zeigte sich am frühen Abend optimistisch, dass es zu keinen größeren Auseinandersetzungen kommen werde in der Nacht – auch weil es dafür keine äußeren Anlässe gebe wie im Vorjahr den G-8-Gipfel. Rund 150 Autonome seien zudem in Bussen zur Anti-Nazi- Demo nach Hamburg gefahren, dazu eine unbekannte Zahl in privaten Pkw. Grundsätzlich vorbei sei die Gefahr von Ausschreitungen jedoch nicht angesichts von rund 900 polizeibekannten Autonomen in Berlin, sagte der Innensenator.

Um das Risiko möglichst gering zu halten, hatte die Polizei rund 4700 Beamte im Einsatz. Die hielten sich allerdings auffallend zurück. Auf dem Fest selbst waren überwiegend Polizisten in Zivil im Einsatz, unterstützt von rund 100 Mitgliedern freiwilliger Antikonflikt-Teams, die in ihren neongelben Westen wo nötig Streitigkeiten im Festgeschehen schlichten sollten. Die uniformierte Polizei hatte sich mit ihren Einsatzfahrzeugen in entfernte Seitenstraßen zurückgezogen, auch um dem Vorwurf aus vergangenen Jahren, allein durch Präsenz zu provozieren, vorzubeugen. Ganz unbeachtet blieben die Beamten aber auch dort nicht. Freiwillige der Heilsarmee schenkten Kaffee aus und verteilten Nuss-Küsschen an die aus dem gesamten Bundesgebiet angereisten Sicherheitskräfte.

Das Sicherheitskonzept ging offenbar auf. Selbst die „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“, traditionell der Auftakt zum abendlichen Aufruhr, konnte diesmal keinen Funken der Gewalt entzünden. Rund 10 000 Demonstranten, etwa doppelt so viele wie im Vorjahr, zogen ab 18 Uhr vom Oranienplatz durch SO 36, begleitet von einem großen Polizeiaufgebot, das sich jedoch betont zurückhielt. Selbst vermummte Autonome wurden beim Aufmarsch geduldet. Als Mitveranstalter der Demo trat der Ex-Terrorist Ralf Reinders auf, der 1975 an der Entführung des damaligen Berliner CDU-Landeschefs Peter Lorenz beteiligt war. Der Aufzug endete gegen 22 Uhr mit einem Konzert der italienischen Ska-Band „Banda Bassotti“ am Kottbusser Tor.

Bereits am Vorabend des 1. Mai, bei der Feier der Walpurgisnacht im Mauerpark in Prenzlauer Berg, war es der Polizei durch massive Präsenz gelungen, Gewalttätigkeiten weitgehend zu vermeiden. Während einer kurzen Auseinandersetzung mit Linksautonomen und Punks, begleitet von Flaschen- und Steinwürfen, waren nach Mitternacht 24 Personen vorübergehend festgenommen worden. In der Nähe brannten kurz darauf zwei Autos; im Vergleich zu früheren Walpurgisnächten eine ruhige Nacht. Insgesamt waren 2700 Polizisten in Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg im Einsatz.

Der gewerkschaftliche „Tag der Arbeit“ stand vor allem im Zeichen der aktuellen Tarifkonflikte im Einzelhandel und öffentlichen Dienst sowie dem Streik bei der BVG. Insgesamt rund 15 000 Menschen zogen bei verschiedenen Demonstrationen durch die Straßen der Stadt, allein 5000 folgten dem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zur zentralen Maidemonstration. Bei der Schlusskundgebung am Brandenburger Tor machte Verdi-Chefin Susanne Stumpenhusen vor allem Finanzsenator Thilo Sarrazin für den langwierigen Tarifstreit bei der BVG verantwortlich.

Bier in Plastebechern

Musik und Leckereien beim sechsten Kreuzberger Myfest - Schon die Walpurgisnacht blieb ruhig

Atze sitzt in der Oranienstraße vor einem vergitterten Geschäft. Bierflasche im Anschlag, schwarzes SO-36-Shirt unter der Jacke, angegrauter Zopf. „Ein Fest ist in Ordnung, aber das wird zu viel“, mault er, während er den Menschenmassen zuschaut. Atze, so stellt er sich vor, erzählt, dass er schon seit 25 Jahren in Kreuzberg lebt. Die ersten Straßenschlachten 1987 hat er miterlebt. Aber heute? „Jedes Jahr kommen mehr Stände hinzu. Irgendwann gibt es gar keine Demo mehr“, beklagt er sich.

Die Anwohner und Gewerbetreibenden zwischen Kottbusser Tor und Mariannenplatz veranstalten seit 2003 das Myfest, diesmal mit mehr als 170 Bands auf 17 Bühnen. Damit sollte die ritualisierte Gewalt, die Jahr für Jahr über den Kiez hereinbrach, eingedämmt werden. „Seit fünf Jahren ist nicht mehr so viel Krawall“, sagt Ediybe Kirac. Auf einem Bierzelttisch vor ihrem Haus in der Oranienstraße hat sie Salate, Kuchen und Kaffeekannen angeordnet. „Tagsüber ist es sehr nett.“ Am Abend geht sie aber doch lieber hoch in den dritten Stock.

In der Naunynstraße 67 singt Rapper Ceza über Jugendliche, die Dummheiten begehen und vom Krankenwagen abgeholt werden. Die Zuschauer – Kiezbewohner, türkische Kinder und junge Leute in XXL-Hosen – wippen im Takt. „So, jetzt geht es los. Jetzt müssen wir ein bisschen wachsamer sein“, sagt der 17-jährige Saladin. Der Deutsch-Palästinenser wohnt im Wrangelkiez und ist zum dritten Mal bei der „36 Kingz HipHop“-Bühne als Streitschlichter mit dabei. „Wenn ich sehe, dass zwei Leute aneinandergeraten, gehe ich dazwischen“ sagt der Zwölftklässler. Wie das geht, hat Saladin mit zwölf anderen Jugendlichen in einem Anti-Gewalt-Training gelernt. Augenkontakt zum Gegenüber, direkte Ansprache und auf keinen Fall Gewalt.

Der Geruch von Currywurst und Falafel zieht durch die Straßen. „Mittlerweile haben viele verstanden, dass der 1. Mai keine Krawalle mehr bedeutet“, sagt Polizist Klaus Röchert, der im Referat Migration arbeitet. Am Oranienplatz treffen sich die Beamten mit Vertretern aller großen Migrationsverbände. Die haben die Botschaft an ihre Mitglieder weitergegeben, sagt Pinar Cetim von der türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion. Die 26-Jährige erzählt, dass in den Moscheen der 1. Mai als Festtag beschrieben wurde. Festtag? Tine Blisse ist sich nicht so sicher: „Viele Leute haben so nen Hals.“ Weniger Geld, alles wird teurer, auch hätten viele Jugendliche keine Ahnung, worum es am 1. Mai geht. Einfach mal ausrasten, das sei deren Antrieb. Tine ist vom Jugendladen Tek, der Jugendarbeit in Kreuzberg macht. Die Mitglieder verkaufen T-Shirts mit der Aufschrift „Revolution“, auch wenn sie die nicht vor der Haustür wollen. „Es ist besser für uns, wenn Kreuzberg heile bleibt“, sagt Tine.

Das galt in der Vornacht auch für Prenzlauer Berg. Noch strenger als in den Vorjahren kontrollierte die Polizei die Eingänge zum Mauerpark. Flaschen, Dosen, Messer, alles wurde einkassiert. Bier konnte man nur in Plastikbechern mitnehmen zur größten Walpurgisfeier Berlins. 2000 Menschen tanzten und tranken in den 1. Mai. Es gab es kein offizielles Programm, nur ein paar Trommler spielten. Und es blieb beinahe friedlich. Erst sehr spät in der Nacht fingen einige Punks an zu streiten und entzündeten ein Feuer. Als die Polizei löschen wollte, flogen Flaschen, ein paar Steine. Die Beamten griffen sofort durch, holten die Randalierer aus der Menge. Um halb drei war der Park leer. Die Bilanz: 24 Festnahmen, ein verletzter Polizist, der ins Krankenhaus musste: Sein Diensthund hatte ihn gebissen.

2000 sind sonst auch immer im Mauerpark

Nach Angriffen auf Polizisten in der Walpurgisnacht sind in Berlin gegen neun Tatverdächtige Haftbefehle erlassen worden.

Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, kam eine Person in Untersuchungshaft. Acht Haftbefehle wurden gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Ein weiterer Jugendlicher wurde auf Weisung des Richters in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht.

Bei den Feiern in der Walpurgisnacht zum 1. Mai wurden in diesem Jahr laut Polizei 24 Personen festgenommen. Bei kleineren Zwischenfällen wurden 13 Polizeibeamte verletzt. Im Mauerpark in Prenzlauer Berg feierten bis zu 2000 Menschen weitgehend friedlich
bis tief in die Nacht.