Montag, Mai 24, 2010

"Dunkelhäutiger ausländerfeindlich angesprochen"


Nicht nur die Tat schockiert mich, auch die Berichterstattung über den rechtsradikalen Überfall in der Lychner Straße am Sonntag. Zehn Männer und Frauen hätten einen Dunkelhäutigen "ausländerfeindlich angesprochen". Die verharmlosende Formulierung aus der Polizei-Pressemitteilung wurde von allen berichtenden Medien 1:1 übernommen.
"Ob die Gruppe der rechtsradikalen Szene zuzurechnen ist, ist nach Angaben der Polizei völlig unklar", schreibt Der Spiegel.
Lediglich der rbb lässt in einer Kurzmeldung durchklingen, dass der Angegriffene "zu Boden geworfen, getreten und mit Holzlatten geschlagen" wurde.
Er habe sich gewehrt und nach dem er sich leicht verletzt in Sicherheit gebracht hat, die Polizei verständigen können, heisst es auf dnews.de
Der Tagesspiegel räumt ein, dass die zehn Männer und Frauen auch mit Pflastersteinen und Glasflaschen nach dem 25-Jährigen geworfen haben sollen, nachdem er sich gewehrt habe.

Wer sich nicht auf die Suche nach der Meldung der Berliner Polizei macht, kann sich nur mühsam zusammenreimen, was gestern in der Lychner Straße geschehen ist.

Während der Debatte um die Berliner No-Go-Area Prenzlauer Berg im Vorfeld der Fußball-WM in Deutschland hätte dieser rechtsradikale Angriff eine weltweite Lawine der medialen Empörung ausgelöst. Heute ist ein solcher Vorfall nicht skandalös, sondern allenfall eine Meldung im Polizei-Ticker des Regionalteils wert. Die Zeiten haben sich geändert.


Die Original-Meldung der Berliner Polizei:
Opfer eines fremdenfeindlichen Übergriffs wurde heute früh ein Passant in Prenzlauer Berg. Der 25-Jährige war gegen 4 Uhr 45 in der Lychener Straße unterwegs, als er von hinten ausländerfeindlich angesprochen wurde. Als sich der dunkelhäutige Mann umdrehte, sah er eine rund zehnköpfige Gruppe und wechselte die Straßenseite. Die Frauen und Männer liefen ihm nach, brachten ihn zu Boden und traten und schlugen mit Holzlatten auf ihn ein. Dem Angegriffenen gelang es, eine der Latten zu ergreifen und sich zur Wehr zu setzen, worauf die Unbekannten von ihm abließen und sich kurzzeitig entfernten. Nachdem sich der 25-Jährige aufgerappelt hatte, erschienen erneut drei bis fünf Personen aus der Gruppe und warfen Glasflaschen und Kleinpflastersteine nach ihm, ohne ihr Opfer zu treffen. Der Mann brachte sich vor den Angreifern in Sicherheit und alarmierte die Polizei. Eine Absuche der Umgebung blieb erfolglos. Die Besatzung eines Rettungswagens brachte den Leichtverletzten zur ambulanten Behandlung in eine Klinik. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung übernommen.

"Das ist ja alles sehr schlimm, aber was kann ich denn schon tun, um sowas zu verhindern?", mag sich mancher Mensch fragen. Mit offenen Augen durch die Straßen gehen, Zivilcourage beweisen, ohne den Helden zu spielen, als Ladenbesitzer mitmachen bei Projekten wie Aktion Noteingang sind zumindest kleine Schritte, die man gehen kann.

1 Kommentar:

André Langenfeld hat gesagt…

offene Augen und Noteingang sind morgens zwischen 4 und 5 leider etwas schwierig zu realisieren

und mal abgesehen davon - was treibt eine so große Gruppe mutmaßlicher Faschos in die Lynchner???