Sonntag, Mai 04, 2008

Verlorene Arthur-Kniprode-Becker-Strasse

Noch blühen die Mandelbäume in der Kniprodestraße. Ich verbinde mit der Straße zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain verschiedene Erinnerungen. Zuerst assoziiere ich damit immer die Werneuchner Wiese, von der niemand weiß, daß sie so heißt.

Als Kind ließ ich da meinen Drachen steigen. Naja, meist war es mein Vater, der sich abrannte, um mich zu entertainen.

Beeindruckend waren jährlich zum Pressefest oder beim FDJ-Pfingsttreffen die Feuerwehr- und Polizeiautos, Panzer und Krankenwagen, die dort ausgestellt wurden.

Mitte der Achtziger sollte auf der Wiese ein Haus der Jugend errichtet werden. Der Luftschutzbunker unter der Wiese verschwand. Auf einem Schrotthaufen auf der Wiese haben wir mal eine kleine Bombe aus Kriegszeiten gefunden. Ein Vopo sicherte die Fundstelle. Der Munitionsräumungsdienst kam im Barkas angefahren und hat sie mitgenommen.

Zum Beach-Volleyball spielen war ich in der Kuhle, die vom Bunker blieb, nie.
Ich glaube, es war 1984 oder 1985, als ich mal da beim Zeitfahren der Friedensfahrt am Straßenrand stand und Olaf Ludwig, Uwe Ampler und Abduschaparow "in echt" gesehen habe.

1987 oder 88 habe ich dort mal Erich Honecker gesehen. Vier Meter vor meiner Nase lief er vorbei, um dort einen Kranz am "Polendenkmal" niederzulegen.

Interessant fand ich immer auch das ehemalige Straßenbahndepot, das teilweise immer noch von der BVG genutzt wird und jetzt auch mit einem Supermarkt bebaut ist.

Es gab sowohl zu Nazi- als auch zu DDR-Zeiten Pläne, den jüdischen Friedhof am Ende der Straße mit einer Hochstraße zu überziehen, die die Kniprode mit der Hansastraße verbindet. Hat zum Glück nicht geklappt.

Drei Namen hat die Straße nun gehabt. Zwischen 1770 und 1901 war es der Verlohrene Weg, dann wurde sie nach dem Danziger Kreuzritter Winrich von Kniprode benannt. In der Welle der Straßenumbenennungen im Bötzowviertel erhielt sie 1974 den Namen Artur-Becker-Straße. Der Antifaschist und Interbrigadist war ab Mitte der Neunziger nicht mehr tragbar. Der Kreuzritter kletterte wieder aufs Schild zurück.

1 Kommentar:

ddfbiker hat gesagt…

Jow! So ist denn "die Politik" sogar mit den Strassennamen umgesprungen, nicht nur mit uns. Ich hätte nur anzufügen daß jener Winrich von Kniprode (aus 40789 Monheim-Baumbergs ehemaligem Ortsteil Knipprath stammend, daher der Name) vielleicht mal in Danzig war, ansässig war er aber als Hochmeister des Deutschen Ordens - das war ein Regierungschef! - auf der Marienburg; diese war nie Teil von Danzig