Eine bewegte Woche lag hinter mir, damals vor sieben Jahren. Der Prenzlauer Berger Writer Sabe war gerade aus dem Fenster gestürzt. Alle Fernsehsender zeigten als Dauerbandschleide Bilder von Menschen, die massenhaft aus den Fenstern der Twin-Towers purzelten. Ich flüchtete für ein paar Tage zu Lunte an die Ostsee und nahm dort die letzten drei Tracks meines ersten eigenen Albums
Hart an der Grenze auf.
Zu meinem Lied Zwei Rüstungen, das auch auf dem ersten Funkviertel-Sampler erschien, wollte ich unbedingt noch ein Video drehen. Nach meiner Rückkehr nach Berlin mietete ich mir in einem Rollenspiel-Laden ein paar Kettenhemden, Hörnerhelme und alles was ein Ritter so braucht. Schon zwei Wochen vorher hatte ich mit meinem Mobtik-Kameramann Olpe passende Drehorte gesucht und gefunden – im Foltermuseum in Bernau und an den verbliebenen Stadtmauerresten von Berlin, Altlandsberg und Strausberg.
Jenz Steiner, Zwei Rüstungen, Musik: Marcello, Regie: Mobtik: Daniel Mischke, Wolfgang Schmidt,
feat. DJ V.Raeter, DJ Kor, DJ Bulet u.v.m.
Samstag gegen elf Uhr fiel die erste Klappe. Etwa dreißig Leute hatte ich für meine Kampfszenen in Märkische Oderland locken können. Mein Budget war klein. Als Ersatz für Filmblut und Gedärme mussten drei Dosen Hundefutter herhalten. Der Pansengestank ging mir nicht mehr aus der Nase. Heftige Lachanfälle unterbrachen ständig die Dreharbeiten. Die Helme waren viel zu groß und rutschten immer über die Augen. Als Tierkomparse musste Marcello in seinem „white-rabbit“-Kostüm herhalten. Bei einer Verfolgungsszene durch einen Fluss verlor ich meine linke Sandale. Die aufsteigenden Faulgasblasen sorgten für das nötige Aggressionspotential, das dem Filmmaterial Glaubwürdigkeit verlieh. Beim verlustreichen Sturm auf die Festungsanlagen Altlandsbergs trafen wir auf keinerlei Widerstand der Stadtbürger. Uns zwang der Regen in die Knie. Eine dicke Rostschicht überzog schon nach kurzer Zeit sämtliche Helme und Kettenhemden. Die nächsten Nächte verbrachte ich mit einem Bogen Schleifpapier in der Garage meiner Eltern. Erst als alles Metall wieder glänzte und blitzte, wagte ich mich wieder vor die Tür. Noch nie zuvor hatte ein HipHopper so große Opfer für seinen Videoclip gebracht.
Nachdem sich Gauner und ich für den Videoschnitt eine Woche in seiner Lichtenberger Plattenbaubude verkrochen hatten, präsentierten wir das fertige Video im Dezember 2001 bei einer Ready 2 Rock Party in der alten Maria am Ostbahnhof der breiten Öffentlichkeit. Das war ein Fest. Hier nun das komplette Video und der Song erstmals zum freien Download.
Free Downloads:
>>Steiners Rittervideo: Zwei Rüstungen<< (6,5 MB, avi, 3 min)
>>Steiner - Zwei Rüstungen<< (Audio, 3 MB, MP3)
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