Dienstag, März 17, 2009

China-Pfanne

Ja! Es gibt sie noch, die gute alte China-Pfanne mit Schinken für zwei Euro. In der Marienburger habe ich mir heute mal wieder eine reingequält. Ein hartes Stück Arbeit. Wir sind verwöhnt von den ganzen Edelvietnamesen, Thai-Bistros und Sushi-Restaurants oberhalb der Prenzlauer Allee. Schlimm!
Da saß ich nun in dieser komischen Asia-Snackbar und dachte an nichts Schlimmes.
Im Gegenteil. Ich dachte an meinen letzten Besuch hier.
1996 saß ich mit Jette am Tisch gegenüber. Sie erzählte von ihrem zehnjährigen Aufenthalt in China. Die Eltern arbeiteten für die Botschaft oder so.
Sie erzählte mir vom Platz des Himmlischen Friedens und fragte die kleine Kellnerin, ob sie Yautse oder sowas haben. Hatten sie nicht. Mit ihr war ich ständig chinesisch essen. Das war damals und heute ist jetzt, also vorhin.

Ein älterer Herr in Anorak, Schal, Hemd und Hängebacken setzte sich an meinen Tisch und stellte sein Bierchen und einen kleinen Kümmerling drauf. "Hier noch frei?". Klaro, hier noch frei. Was sollte ich da sagen?
Aus der Hosentasche hing ein schwarzweißrotes Schlüsselbändchen.
Ich gehe mal davon aus, dass die Farbkombi reiner Zufall war und der Herr nicht den alten Kaiser Wilhelm zurück haben wollte. Für meinen Lesezirkel-Spiegel/Stern blieb wenig Platz. Das schien er auch zu merken und leerte solidarisch schon einmal seinen halbbitteren Kräuterlikör. Einer der asiatischen Angestellten kempelte sich inzwischen mit seiner Frau rum. Als er ihr versehentlich eine Schelle gab war der Spaß vorbei. Die Hängebacken an meinem Tisch lachten. "Haste ihr eene jewischt? Jut so. Die brochen dit!" So, brauchen die das? Meine China-Pfanne schmeckte gar nicht nach Fett, Glutamat und Salz. Sie schmeckte nach Schnaps und ich trinke doch gar keinen Alkohol.
Ich stand auf, zahlte und ging.

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