Sonntag, September 12, 2010

Die Frau für den Frieden ist tot

Montagsrunden, Frauen für den Frieden, Neues Forum, Seestern e. V.: Bärbel Bohley hat in ihrem Leben vieles in Bewegung gebracht. Genau zwanzig Jahre nach ihrer Beteiligung an der Stasi-Besetzung in Berlin ist sie am 11. September gestorben.


Foto: Rober-Havemann-Gesellschaft.

Ich habe großen Respekt vor dem Lebenswerk dieser Frau. Die Mächtigen mochten sie nur bedingt, weil sie ihre Courage fürchteten. Die Verlierer der Wende mochten sie nicht, weil die das Bundesverdienstkreuz und den Bundespreis entgegengenommen hat. Geleistet und geopfert hat sie viel. Und sie hat zu jeder Zeit Position bezogen. So thematisierte sie noch im letzten Jahr, die westdeutschen Aktivitäten zur Zersetzung der DDR-Opposition, die eher auf einen demokratischen Sozialismus als auf reinen Anschluss der DDR ans Wirtschaftsgebiet der BRD setzte. Auf ihrer Website zitierte sie noch im letzten Jahr einen BND-Bericht an vom 25. April 1990 das Kanzleramt, ans Auswärtige Amt und ans Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen.

Die Bürgerbewegungen streben eine Nivellierung der Gesellschaft an. Sie verfolgen den »dritten Weg«, den demokratischen Sozialismus, wie ihn etwa Bahro vorgezeichnet hat. Sie stehen einem Neubeginn im Wege. Zentrale Frage wird sein: Kann die Arbeit der Bürgerkomitees unterbunden werden?

(Quelle: Deutscher Bundestag, 12. Wahlperiode, Abweichender Bericht der Berichterstatterin Ingrid Köppe (Bündnis 90/Die Grünen) vom 12. Mai 1993, Bundestagsdrucksache 12/zzzz (sogenannter Köppe-Bericht).)

Bärbel Bohleys Tod ist für mich zugleich Sinnbild des Aussterbens oppositioneller Kultur hier vor Ort,
genau wie der kürzliche Tod des Theater-Machers Christoph Schlingensief für mich das Ende sub- und soziokultureller Bewegung vor meiner Haustür verkörpert.

1 Kommentar:

LZ hat gesagt…

Trifft das Ende der oppositionellen und subkulturellen Bewegungen gleichzeitg mit dem Anwachsen der stadtentwicklungspolitischen Niederlagen in Sachen Gentrifizierung zusammen?