Dienstag, Dezember 20, 2005

20. Türchen: 1143 Ahrensfelde

Man muss kein grosser Dichter sein um ein Gedicht zu schreiben.
Das folgende Weihnachtsgedicht entstand 2002.
Wie jeden Morgen fuhr ich bei klirrender Kälte von Ahrensfelde zum S-Bahnhof Friedrichstrasse in Berlin Mitte. Ich musste ja fleissig studieren gehen. Das Gedicht hab ich mit DJ V-Raeter vertont. Mein erstes kleines Podcast zum download hier.


Foto: R. Hoßfeld

Hier der Text:

In der Welt in der ich lebe
hüng alles ab vom Gelde.
Ich steig in die S-Bahn 1143 Ahrensfelde
Genau wie gestern
ist mir heiß trotz klirrender Kälte
und klirrenden Scheiben
Mein Messer will meinen Namen in die Polster schneiden
Schaumstoff wird zu Zündstoff
und blühende Birken zu Trauerweiden
und Trauerweiden zu Brennholz
und Brennholz zu Asche
Eine alte Stulle, ein gefundenes Fressen
Ich hab kein Pfennig in der Tasche
und einen Fahrschein erst recht nicht
schön ist Marzahn echt nicht.

Mehrower Allee, Märkische Allee
jeder Knochen tut mir weh
doch in schneidender Kälte träum ich von
Löwenzahn und Klee.
Doch sowas gibt es hier nicht
Sowas wächst hier nicht.
Sowas darf es hier auch nicht geben.
Das ist Berlin Marzahn
wo nur Mutanten leben
die sich täglich die Kante geben

Einst wurden hier Felder berieselt
mit Scheisse.
Heut werden hier Menschen berieselt
mit Scheisse.
Und wenn es mal nieselt
Sind die Strassen überfroren mit Eis

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