Montag, März 13, 2006

Zensiert

Deutschlands einziges Zensur-Blog

Der Göttinger Daniel Bettermann wagte erst 2005 den Schritt in die Blogosphäre, zu einer Zeit, in der die leicht bedienbaren, kommentierfähigen Online-Tagebücher längst Alltagskultur waren. Sein auf das Thema Zensur ausgerichtetes Weblog ist heute eines der meistgelesenen Weblogs in Deutschland.

Schnell wurde sein Blog eines der 30 meistgelesenen Weblogs Deutschlands. Es wurde für den „Best of Blog Award 2005“ und den Grimme-Preis 2006 vorgeschlagen. Bettermann betreibt Deutschlands einziges Blog zum Thema Zensur. Vielerorts findet man im Internet Zitate und Links zu seiner Seite www.zensurblog.de.

Anfangs wollte er Themen aufgreifen, die interessant, unterhaltsam und gleichzeitig brisant genug sind, ein breites Publikum über einen langen Zeitraum zu fesseln. Das kostete Zeit. "Die Tatsache, dass wir in Deutschland immer noch mit zensorischen Eingriffen, übereifrigen Behörden und juristischen Fragwürdigkeiten zu kämpfen haben, wenn es um die allgemeine oder die persönliche Meinungsfreiheit geht“ weckte in ihm das Bedürfnis, darüber zu berichten. Seriös und unterhaltsam, informativ und frei von Parteiergreifung. „Ich möchte eine unabhängige Plattform schaffen, auf der man undemokratische Vorgänge in einer Demokratie dokumentieren und kommentieren kann."

Weblogs als journalistische Subkultur

Weblogs nahm Daniel Bettermann erstmals vor fünf Jahren als eine Art journalistische Subkultur war. „Das erste Blog, den ich besuchte war dotcomtod.com, das 2001 eine zentrale Rolle bei der Abwicklung der New Economy spielte. Dort berichten Mitarbeiter unterschiedlicher Internetfirmen über den bevorstehenden Bankrott ihrer Unternehmen. Mir selbst fehlte damals eine zündende Idee, in der Welt der Blogger mit einem eigenen Angebot eine Rolle zu spielen. Mitte letzten
Jahres hatte ich dann den entscheidenden Einfall: durch meine Initiative, ein Museum zur Kulturgeschichte der Zensur in Deutschland zu etablieren, erkannte ich den großen Bedarf, eine informative Nachrichtenquelle ins Netz zustellen, die sich mit "Zensur in Deutschland" beschäftigte.“

Demokratischer Netzwerkgedanke der Weblogs

Der demokratische Netzwerkgedanke faszinierte Bettermann. „Jeder kann über alles berichten und lesen, was ihm wichtig erscheint. Er kann über den Tagesablauf einer Hausfrau genauso viel erfahren, wie über die Probleme beim Bund der skeptischen Parapsychologen“, meint Bettermann. Der laienhafte Schreibstil mache nichts und sei Nährboden für neue Denkansätze. „Der etablierte Journalist mit seinem elitären Meinungsbildneranspruch bekommt Konkurrenz durch den gemeinen Bürger. Irgendwann schreibt sich das Volk seine eigene Zeitung.“ Blogs sind für ihn eine Art Vorläufer. „Ich muss nicht mehr in einer Redaktion sitzen, um mit meiner Meinung Dinge zu bewegen. Firmen mussten ihre Strategien ändern, Politiker ihre Äußerungen zurückziehen nur weil irgendein Blogger ihnen mal genauer auf die Finger geschaut und darüber berichtet hat. Der Einzelne hat an Bedeutung gewonnen“, meint Daniel Bettermann. Täglich spürt er neue Blogs zu immer neuen Themen auf. Die Vielfalt ist grenzenlos. Bevorzugt liest er connectedmarketing.de, ein Blog zum Thema Mundpropaganda, spreeblick.de, medienrauschen.de und den Star am Blogger-Himmel: bildblog.de. „Es ist der meistgelesene Blog in Deutschland. Die Bild-Zeitung zieht selbst in der Bloggersphäre Leser magisch an. Nur das diese sich dann kritisch über die Fehlgriffe des Blattes auslassen", sagt Bettermann.

Medienrevolution

Eine Medienrevolution sieht Daniel Bettermann im Bloggen nicht. „Der herkömmliche Medienjournalismus wird sich weiter halten. Was bisher erreicht wurde, ist eine neue Spielart, mit Wissen und Informationen umzugehen. Eine Demokratisierung hat sicher stattgefunden, denn jeder da draußen hat durch Blogs die Möglichkeit, sich auf einfache Art weltweit mitzuteilen. Firmen mussten ihre Strategien ändern, Politiker ihre Äußerungen zurückziehen nur weil irgendein Blogger ihnen mal genauer auf die Finger geschaut hat und darüber berichtet hat. Der Einzelne hat an Bedeutung gewonnen. Sicher nicht jeder aber es werden täglich mehr", fügt Bettermann hinzu.

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