Wenn man auf der großen Wiese mitten im Treptower Park steht, sieht man südlich den Kopf des Rotarmisten vom Ehrenmal und nördlich den protzigen Allianz-Tower, der so gar nicht ins Berliner Stadtbild passen will.
Die gesamte russischsprachige Communitiy Berlins pilgerte gestern zum "Djen Pobedy", zum Tag das Sieges nach Treptow. Eine kleine Familie fotografierte sich gegenseitig beim Blumen niederlegen vor der Statue der trauernden Soldatenmutter. Zwei mitzwanziger Russen mit schwarzen Lederjacken, kurzen dunklen Haaren, SU-Flagge und Kassetnik saßen biertrinkend auf einer Bank und pöbelten Passanten an. Ein selbstgemaltes Pappschild am rechten Granitflügel, der als Tor zum Soldatenfriedhof fungiert, erinnerte an Pjotr Petrowitsch, gefallen am 07. Mai 1945 in Genthin. Der Regen hatte die blutrote kyrillische Schrift bereits etwas verwaschen.
In großen Delegationen, kleinen Gruppen und auch allein rückten permanent russischsprachige Menschen ein. Ausgestattet mit Blumensträussen, Fotohandys und Videokameras beschritten sie die Treppen zum Soldaten mit Kind. In die Steinritzes seines weißen Sockels klemmten sie rote Rosen. Sie steckten ihre Köpfe durch das Gitter der verschlossenen Ehrenhalle. Vor den offiziellen Kränzen der ehemaligen Sowjetrepubliken und Polens stapelten sich die Blumen meterhoch. Jemand hatte einen ganzseitigen Zeitungsartikel über das Kriegsende niedergelegt.
Eine Mutter mit dickem Lippenstift und roten Haaren ermahnte ihren Wowa, er solle nicht über die Wiese rennen. Von Trauer oder Gedenken war bei den Besucherinnen un Besuchern der Gedenkstätte nicht viel zu spüren. Ein Hubschrauber einer Filmproduktionsfirma kreiste andauernd über dem Park. Dicke Regenwolken schoben sich vor die Frühlingssonne am Nachmittag des 9. Mai 2005 in Berlin.
Foto des Ehrenmals in Berlin Treptow zu DDR-Zeiten
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