Montag, August 18, 2008

Mein musikalisches Vorbild



Spence Peppard, Besitzer eines Aufnahmestudios in Nacogdoches, Texas, hat als Produzent schon einiges zu hören bekommen. Im Clip "Crazy - The Worst Studio Session Ever" macht er sich darüber lustig, indem er seine Rolle tauscht und auf der anderen Seite der schalldichten Scheibe ein Höchstmaß an Selbstüberschätzung vorspielt. Es sei immer sein Traum gewesen "Hardcore Country" zu singen, Johnny Cash trifft Pantera, eine Stilrichtung, die noch nicht existiert - und zwar aus gutem Grund, wie Spence anhand von Willie Nelsons Song "Crazy" beweist.Seine athletischen Lockerungsübungen - plötzlich sieht man die Füße in der Scheibe - machen den folgenden körperlichen Ausbruch erwartbar. Doch als er mit dem "Crazy"-Gebrüll einsetzt, zuckt man vorm Computer zusammen wie der Mann am Mischpult, der mit seinen Reglern gegen den Kontrollverlust ansteuert. Musik ist der Raum, in dem Ekstase möglich ist: Im Glaskäfig des Studios lebt Spence seine wildesten dreieinhalb Minuten aus.

Ganz verrückt vor Einsamkeit den Körper verrenkend, fallen ihm die Kopfhörer vom Kopf, mit Raumspray steigert er sich in sprühenden Wahn. Gegen Ende des Clips beweist er, dass er auch wunderbar harmonisch singen kann. So oder so, für den Mischpult-Mann ist es ein klarer Fall: Er greift sofort zum Telefon, um einen Plattenvertrag einzutüten.

(Süddeutsche Zeitung)

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