Donnerstag, Juni 19, 2008

Kronenbeschneidungen statt Baumfällungen

Proteste bringen was, auch wenn sie nur klein sind. Pankows und damit auch P-Bergs Bürgermeister Köhne (SPD) gestand gestern im Berliner Abendblatt ein: "Nach Bürgerprotesten wurden geplante Fällungen zunächst ausgesetzt". Anwohner hatten im April Todesanzeigen an die blühenden Traubenkirschen in den Straßen nordöstlich des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks gehängt, sich an die Stämme geklammert.


Foto: Thomas Loew, Gleimviertel.de

95 Bäume sollten ursprünglich gefällt werden. Das Bezirksamt begründete die Fällungen mit akuter Bruchgefahr durch Wurzelfäule. Das gehe aus einer Untersuchung an 161 von insgesamt 868 Traubenkirschbäumen hervor.

Umweltorganisationen kritisierten im April die mangelnde Transparenz der Vorgänge. Bürger seien vor den Fällungen falsch informiert worden, heisst es in einer Pressemitteilung der Grünen Liga. So hätte man Proteste und Aktionen vermeiden wollen. Bürgeranfragen zum Hintergrund der Straßenabsperrungen durch das Grünflächenamt seien mit Messungen an den Bäumen begründet worden.

Die Amtsvertreter vor Ort konnten zwar begründen, warum gerade diese Bäume gefällt werden mussten, waren aber nicht bereit über die Heimlichkeit ihres Handelns, geschweige denn über den Umfang der geplanten Fällungen Auskunft zu geben.


Nachdem in den Straßen, in denen bereits gefällt wurde und die Bürgerproteste durch die Presse gingen, sollte ein Gutachten abgewartet werden. Das wurde nun auch erstellt. Ein Gegengutachten wurde vom Umweltausschuss als unseriös gewertet.

Weiterhin empörte man sich in den Amtsstuben auch darüber, dass Teile des offiziellen Gutachtens zu den Hintergründen der Fällung an die Öffentlichkeit gelangten. Nach dem Motto: "Nicht wir, sondernd Ihr seid die Bösen" erhob der vom Amt für Umwelt und Natur beauftragte Gutachter Roland Dengler in einem Schreiben an die Bürgerinitiativen "Bürgerverein Gleimviertel e.V." und "Rettet die Straßenbäume" den Zeigefinger. Schließlich hätten die engagierten Bürger das Urheberrecht verletzt.


Wie wir zwischenzeitlich aus verschiedenen Quellen erfuhren, haben Sie anlässlich der von Ihnen am 15.04.2008 veranstalteten öffentlichen Versammlung Teile unseres o.g. Gutachtens kopiert und an die Anwesenden kopiert und an die Anwesenden verteilt. Herr Dr. Barsig hat im Rahmen dieser Veranstaltung Messkurven aus unserem Gutachten, die auf Folien kopiert waren mit Overhead-Projektor projeziert. Damit haben Sie gegen die gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechts verstoßen.


Dennoch zeigte sich das Amt gesprächsbereit und distanzierte sich vom radikalen Fällkurs. Die Bürgerinitiativen und das Bezirksamt einigten sich auf einen neutralen Gutachter aus Heidelberg. Demnach drohen nur 60 von 161 untersuchten Bäumen umzustürzen. Diese müssten laut Köhne jetzt gefällt werden. Jedoch müsse man nicht alle betroffenen Bäume gleich fällen. Bei Bäumen, die noch zu retten sind, wolle man nur die Krone beschneiden.

Wenn gefällt wird, muss auch nachgepflanzt werden. Bis April lehnte der finanzschwache Bezirk Pankow Nachpflanzungen ab. Dann stellte das Land laut Umweltamtsleiter Andreas Schütze 150.000 Euro zweckgebunden zur Begrünung bereit. Das reicht nach Köhnes Schätzungen für 200 Bäume. Im Gegenzug zu den Fällungen kann man auch für Bäume spenden. Das Bezirksamt hat eine Liste mit möglichen Baumpflanzstandorten veröffentlicht.


Meldungen von Baumfällungen im Mai,

Dokumentensammlung zum Thema Traubenkirschen auf den Seiten des Bezirksamts Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen

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