Samstag, Juni 28, 2008

Radwege statt Akuna Matata



Kommentar:
Den Kiosk Akuna Matata kennt in Prenzlauer Berg jeder. In den letzten Jahren hat sich der Platz vor dem Zeitungsladen am U-Bahnhof Eberswalder Straße zum Zentrum und ersten Anlaufpunkt des P-Berger Nachtlebens entwickelt. Der Name hat seinen Ursprung in der afrikanischen Sprache Swahili und bedeutet soviel wie "keine Probleme". Doch die sorgenfreien Zeiten sind jetzt vorbei.

Jetzt ist es amtlich. Der Kiosk soll einem neuen Radweg weichen. Straßenbau hat im Bezirksamt Pankow eindeutig Vorrang vor Kultur und Handel. "Der Kiosk kommt weg!" zitiert der Tagesspiegel ausgerechnet den ehemaligen Chef von Netzwerk Spiel/Kultur Jens-Holger Kirchner. Der ehemalige Aktivist für Sub- und Soziokultur hat sich schon vor Jahren die langen Haare abgeschnitten und den grünen Parka an den Nagel gehängt. Jetzt fungiert er in Pankow als Verkehrsstadtrat für die Grünen.

Das Engagement des Bezirks für den Ausbau von Radwegen ist löblich. Doch wenn der letzte noch einigermaßen belebte Zipfel Prenzlauer Bergs im nächsten Jahr auch noch öffentlichem Straßenland weichen muss, gleicht das einem kulturellen Todesstoß für den Bezirk. Natürlich kann man dagegen argumentieren. Natürlich kann sich der Kiosk einen neuen Standort suchen, natürlich sind vom Straßenbau Berlin Ecke Schönhauser keine Jugend- und Kultureinrichtungen betroffen.

Vielleicht werten es manche Leute sogar als positiven Nebeneffekt, wenn "Horden betrunkener Jugendlicher" dadurch auch aus dem Straßenbild verschwinden. Das Bewusstsein dafür, dass ein solcher Kiosk zum Zentrum urbanen Lebens im Bezirk und damit zu einem entscheidenden weichen Standortfaktor geworden ist, scheint es bei den Entscheidungsträgern nicht zu geben. Erreichen wird man damit jedoch nur eins: Prenzlauer Berg für Einheimische wie für Gäste der Stadt in Zukunft nicht mehr und nicht weniger attraktiv sein als etwa die Stadtzentren von Oldenburg, Duderstadt oder Zwickau.
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