Was ein Wasserturm, ein Hopfendolden, eine Gitarre und ein Fuchs gemeinsam haben? Sie symbolisieren jeder auf seine Weise irgendwie den Bezirk Pankow. Das meinen jedenfalls die Kreativen, die sich an der Wappensuche beteiligt haben. Ihre 78 Vorschläge zeigt derzeit eine Ausstellung des Museumsverbundes. Drei Entwürfe des Ideenwettbewerbs wählte die Kommission kürzlich hinter verschlossenen Türen als gelungen aus. Der erste zeigt in schlanken Linien eine Ähre, den Pankower Rathausturm und ein Schwert; der zweite Rad und Hopfen auf weiß-blauem Grund; der dritte das Eingangstor zum Bürgerpark, drei Sterne und die Wellen eines Gewässers. Ausstellungsmacher Haiko Hübner warnt aber davor, diese Vorauswahl zu missdeuten. Was am Ende im Bezirkswappen zu sehen sei, stehe mitnichten fest.
Die Wappensuche in Pankow gestaltet sich bisweilen etwas verkrampft. Aber das verwundert kaum in einem heterogenen Gebilde, das seit sieben Jahren um eine Identität ringt. Noch immer ist der aus den Altbezirken Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee fusionierte Bezirk der letzte ohne ein heraldisches Zeichen. Da ist eine scheinbare Banalität wie die Wappenfindung eben ein heikler Vorgang. Bei der Namenssuche war das nicht anders. Sie zog sich über viele Jahre, und Helmut Hampel ist sie noch lebhaft im Gedächtnis. Hampel war lange SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und stritt für die schlichte Bezeichnung „Pankow“ gegen Wortungetüme wie „3. Bezirk“, „Kollwitzbezirk“, oder „Wei-Pan-Berg“. Nun mustert er als einer der ersten Besucher skeptisch die Wappenideen. Am besten gefällt ihm eine Lösung mit dem Bürgerparktor im Zentrum. „Aber der Hintergrund müsste grün statt rot sein, denn Pankow ist ein grüner Bezirk“, sagt er. Und ärgert sich, nicht selbst einen Entwurf eingereicht zu haben.
Manche Vorschläge brechen radikal mit Traditionen, teilweise greifen sie aktuelle Konflikte auf: Die Lösung mit Kruzifix, Davidstern und Halbmond spielt auf den Heinersdorfer Widerstand gegen die Moschee vor der Haustür an. Ein Entwurf rückt eine Filmrolle in den Mittelpunkt, weil die Kinopioniere Skladanowsky aus Pankow vor mehr als 100 Jahren auch im Prater-Garten Bilder laufen ließen. Ein anderer will mit einer Buche als Einheitssymbol Gräben überwinden.
Die Wappen der alten Bezirke taugten nur bedingt als Vorbilder für neue Einfälle. Der Pankower Schild zeigte Getreidegarben, Sense, Rechen und zwei gekreuzte Spaten. Aber das Landesarchiv rät in seinen Gestaltungshinweisen von veralteten Symbolen einer agrarischen Vergangenheit ausdrücklich ab. In Weißensee erinnerten Richtrad und Schwert an die Hinrichtung der heiligen Katharina und blieben als „Marterwappen“ stets umstritten. In Prenzlauer Berg zeugten Windmühlenflügel, Weintrauben und Hopfen von der Ortsgeschichte, die SED ließ zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 das Thälmann-Denkmal hineinzeichnen.
Wie das neue Bezirkszeichen aussehen wird, kristallisiert sich wohl erst in den kommenden Monaten heraus. Eine größere öffentliche Debatte versuchten die Verantwortlichen in den vergangenen Wochen zu vermeiden. „Die machen ein richtiges Staatsgeheimnis draus“, lästert eine Wettbewerbs-Teilnehmerin. Andere sagen, dass die Kommission für Pankower Verhältnisse überraschend konstruktiv gearbeitet habe. Elemente aus den drei ausgewählten Entwürfen soll der Heraldiker Jörg Mantzsch nun im Auftrag des Bezirksamts zum endgültigen Wappen vereinen. Die Vorgabe: Den oberen Teil soll ein dreigliedriges Tor zieren, das sich nicht an ein Gebäude im Bezirk anlehnt; unten sollen Katharinenrad und Hopfendolden Platz finden. Wenn alles glatt läuft, verleiht die Senatsverwaltung für Inneres am Jahresende das Pankower Bezirkswappen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 18. Mai täglich außer Freitag und Sonnabend von 10 bis 18 Uhr im Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner, Prenzlauer Allee 227/228, zu sehen.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 14.05.2008)
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