Sonntag, Mai 25, 2008

Reiche ziehen in Marthashof, Schwedter Straße

Immer mehr Topverdiener möchten mitten in der City wohnen, aber auf Ruhe und viel Grün nicht verzichten - für diese reiche Klientel entsteht in "Marthashof" in Prenzlauer Berg.

Der bayerische Immobilienentwickler Ludwig Maximilian Stoffel und seine Ehefrau, die italienische Modedesignerin Giovanna Stefanel, haben nicht nur ihren Hauptwohnsitz nach Berlin verlegt, sondern machen sich nun auch daran, der deutschen Hauptstadt vielerorts ein neues, „italienisches“ Gesicht zu geben. In den kommenden Jahren wollen die beiden rund 300 Millionen Euro in der deutschen Hauptstadt investieren – allesamt in Luxus-Wohnprojekte.

Das prominente Unternehmerpaar hat für seine Bauvorhaben – aktuell vier an der Zahl – Anfang des Jahres die Firma Stofanel Investment AG gegründet. Stofanel reiht sich ein in die beachtliche Anzahl nationaler und internationaler Investoren, die derzeit in begehrten Stadtlagen Residenzen für eine zahlungskräftige Klientel errichten. Nach jahrelanger Bauflaute ist Berlin auch aufgrund dieser Entwicklung wieder die Hauptstadt der Projektentwickler.

Gleich vier Bauvorhaben plant das Paar, das seit einiger Zeit in einem exklusiven Penthouse nahe am Pariser Platz residiert, in seiner Wahlheimat Berlin. „Wir glauben an diese Stadt und lieben das Leben hier“, sagt die Italienerin, die jahrelang als Kreativdirektorin in der Modekette ihres Vaters tätig war und heute noch Mitglied des Aufsichtsrats ist.

Zu den Projekten gehört „Marthashof“ in Prenzlauer Berg. Es ist bereits am weitesten fortgeschritten, schon in diesem Sommer soll der offizielle Baustart erfolgen. Geplant ist ein sogenanntes Urban Village, ein Dorf mitten in der Stadt auf einem Areal an der Schwedter Straße 37–40. Rund um einen gemeinsamen, 3000 Quadratmeter großen Gartenhof entstehen nach den Plänen der Berliner Architekten Armand Grüntuch und Almut Ernst 133 Wohneinheiten, die sich durch variable Grundrisse mal als Gartenhaus, Penthouse oder Townhouse präsentieren. Quadratmeterpreis: ab 3000 Euro aufwärts. Der gebürtige Straubinger Stoffel und die Mode-Fürstin aus Treviso investieren 65 Millionen Euro in die Bauten auf dem 12.000 Quadratmeter großen Grundstück. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2010 geplant.

„Jahrelang habe ich Kleider für den Körper entworfen, jetzt möchte ich auch das Umfeld einkleiden“, nennt die Mode-Designerin Giovanna Stefanel ihre Motivation, mit 53 Jahren noch einmal neue Wege zu beschreiten. Sie sei gespannt auf die Reaktionen der Besucher in dem eigens gebauten Showroom an der Schwedter Straße, der am 31. Mai eröffnet werden soll.
Zu den weiteren Projekten des Paares gehört die Bebauung der Truman Plaza in Zehlendorf. Die beiden haben ein 50.000 Quadratmeter großes Areal an der Clayallee gekauft und wollen dort ab 2009 etwa 200 Wohneinheiten erstellen.

Die Stofanel-Wohnprojekte richten sich an eine ganz ähnliche Zielgruppe, die auch Orco Germany mit ihrem Bauvorhaben „Fehrbelliner“ ausgemacht hat: junge Topverdiener, die das Leben in der Innenstadt schätzen, aber auf eine ruhige Wohnlage im Grünen nicht verzichten wollen. Die 154 Penthouses, Lofts und Wohnungen, die in den Backsteingebäuden einer ehemaligen Fabrik an der Fehrbelliner Straße in Mitte gebaut werden, sind ab 3800 Euro pro Quadratmeter zu haben. Auch die Viacon AG aus Köln richtet im denkmalgeschützten Gebäudekomplex Am Karlsbad derzeit 108 Luxuswohnungen ein, die Mitte des Jahres bezugsfertig sind.

6 Kommentare:

Ultraanaconda hat gesagt…

Da hilft nur noch ein Flächenbombardemont der russischen Luftwaffe... (:-

Anonym hat gesagt…

"Da hilft nur noch ein Flächenbombardemant der russischen Luftwaffe... (:-" aber,aber, da muss ich meinem Vorredner widersprechen: ich würde da eher den Weg des engagierten Widerstands der AnliegerInitiative Marthashof (AIM) im Oderberger-Dreieck vorziehen. Soweit ich gehört habe soll das sympathische Investorenehepaar http://www.bild.de/BILD/berlin/aktuell/2008/05/24/stefanel/ivnestiert-drei-millionen-euro-in-berlin,geo=4628206.html ihrem ästhetisch so gelungenen lila Promo-Pavillion am Mauerpark am kommenden Samstag 31.Mai.2008 einen Blitz-Besuch abstatten. Presseerkärung von AIM erfolgt heute!

textmarker hat gesagt…

ob die ultraanaconda weiß, dass genau an dieser Stelle vor 65 Jahren ein solches Bombardement stattgefunden hat? seinerzeit waren das allerdings alliierte Luftstreitkräfte. Und 2008 kommt die Stofanel-Investment über dieses Gelände: die AnliegerInitiative Marthashof will sich damit nicht abfinden:

Presseinformation

Keine Kompromisse

Bauvorhaben auf dem »Marthashof« im Prenzlauer Berg stößt auf Widerstand der Anwohner

Im Prenzlauer Berg entsteht eine neue Wohnanlage. Die Stofanel Investment GmbH lässt sie in der Schwedter Straße, zwischen der Flaniermeile Kastanienallee und dem Mauerpark entstehen. »Don’t Compromise« verspricht das »Urban Village«, Leben im Grünen und in der Metropole, am kreativen Puls Berlins. Das Projekt – es ist das größte seiner Art im Bezirk – trägt den Namen »Marthashof«. Diesen historischen Namen trug seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Heim für gefallene Mädchen vom Lande, betrieben von Kaiserswerther Diakonissen und später auch eine Schule, die 1943 zerbombt wurde. Jetzt entstehen auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal exklusive »Townhouses«, »Gardenhouses« und »Vertical Villas«. Der Verkaufspreis soll teilweise deutlich mehr als 3.200 Euro pro qm betragen.

Viele Anwohner der Oderberger Straße, der Kastanienallee und der Schwedter Straße sind mit dem Bauvorhaben nicht einverstanden. „Keine Kompromisse“ meinen auch sie und haben einen Verein gegründet, um ihre Interessen durchzusetzen: AnliegerInitiative Marthashof – AIM. Ihr Ziel ist es, die geplante Etagenzahl der neuen Gebäude auf dem »Marthashof« zu reduzieren, die Abstände zu ihren Grundstücksgrenzen zu vergrößern und die Belästigungen während der Bauzeit zu minimieren. Außerdem befürchten sie einen sozialen Umstrukturierungsprozess, der die Menschen, die in dieser Gegend leben, immer mehr verdrängt.

Die Bauplanung sieht folgendes vor: Das „Urban Village“ ist U-förmig und nach vorne zur Schwedter Straße offen. In der Mitte befindet sich eine Grünanlage, die am Tag für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll. Nach hinten, etwa parallel zur Oderberger, ist der Gebäudekomplex geschlossen. Er ist 6-geschossig und befindet sich an der weitesten Stelle ca. 20 Meter von den Grundstücksgrenzen der Anwohner entfernt, an der engsten etwa fünf Meter. Im „Urban Village“ sollen 500 Menschen eine neue Heimat finden.

Wird diese Planung durchgesetzt, verlieren die Anwohner erheblich an Lebens- und Wohnqualität. Die geplanten 6-geschossigen Gebäude versperren nicht nur den Blick, sondern verschatten auch viele Wohnungen und die kleinen Gärten, die sich hinten an den Häusern der Oderberger Straße befinden.
Zustande gekommen ist diese Bauplanung im Rahmen einer Ausschreibung, die die Architekten Grüntuch Ernst gewonnen haben. Sowohl der Baustadtrat als auch die Sanierungsgesellschaft S.T.E.R.N. und die Betroffenenvertretung haben diesem Entwurf, der ursprünglich allerdings eine niedrigere Bebauung im hinteren Teil vorsah, zugestimmt. Die eigentlich Betroffenen, die Anwohner, wurden weder befragt noch informiert.

Seit einigen Wochen haben sich Vertreter von AIM mit dem Geschäftsführer und der Projektleiterin der von Stofanel eingesetzten Projektsteuerung „Citybauten“ getroffen, um eine Einigung zu erzielen. Bei den Zusammenkünften wurden, bis auf geringfügige Zugeständnisse, noch keine nennenswerten Ergebnisse erzielt.

Gelingt es nicht, einen akzeptablen Kompromiss zu finden, will AIM am 31.05., zeitgleich mit dem Verkaufsbeginn von Stofanel, eine Kampagne gegen das Bauvorhaben starten.

Die Stofanel Projektentwicklung GmbH ist aus der Zusammenarbeit des Unternehmerpaares Ludwig Stoffel und Giovanna Stefanel hervorgegangen. Der Münchener Bauentwickler und die italienische Modedesignerin, die jahrelang als Kreativdirektorin in der Firma ihres Vaters tätig war, haben neben dem »Marthashof«, Wohnanlagen und Projekte auf der Insel Santa Maria delle Grazie vor Venedig sowie seit kurzem in der Berliner Clayallee, wo sie für 20,15 Mio Euro 49 800 Quadratmeter erstanden haben.



AIM

Anonym hat gesagt…

Inzwischen organisieren sich die Anwohner, an die die Investoren bisher nicht gedacht haben, in einer Anliegerinitiative Marthashof (AIM) gegen die mangelnde Beteiligung der Anwohner, zu dichte und zu hohe Bebauung, spontanes Fällen aller Bäume auf dem Grundstück, halböffentliche Grünfläche statt des ursprünglich vorgesehenen öffentlichen Parks u.v.m.
Zum Verkaufstart am 31.05. wird es die ersten Aktionen geben. Kiezspaziergang ab 10.30 Uhr, Treffpunkt Oderberger 48.

Anonym hat gesagt…

Die Leute an der Oderberger Straße sollen sich mal nicht so künstlich aufblasen, zählen sie doch selbst zu den Besserverdienern & sind Symptom einer Stadtumstrukturierung welche die Einkommensschwachen aus der Innenstadt drängt. Einige werden sich später vielleicht selbst so eine Villa in der Stadt kaufen.

Joergen hat gesagt…

Geht es hier wirklich um die städtebauliche qualität des bauprojekts? wenn es für einen moment darum wirklich gehen sollte, dann ist der entwurf fast noch gut zu nennen - es wäre noch viel schlimmer gegangen, wäre eine nullachtfünfzehn-investoren-architektur dort hingekommen. es ist eben eines dieser schmallen grundstücke, in denen vor rund 60 jahren noch die berüchtigten mietskasernen standen, die alles andere als guten lebensraum boten. das zu bebauen ist also nicht leicht, ohne den unmittelbaren nachbarn irgendwie auf die nerven oder in die sichtachse zu gehen.

aber es geht nicht um städtebauliche qualität, sondern um ideologie und paranoia. das "bombardemont" [sic] spricht für sich - und die militärische vokabel verrät mehr über den autor als intendiert gewesen sein dürfte. wer sich vorstellen kann, was bombardements wirklich sind, dürfte wie ich den begriff als maximal deplatziert einstufen.

die, die "ihren" kiez (wie lange lebt den so mancher eigentlich schon dort? manchmal auch gar nicht so lang...) glauben vor schlechter entwicklung retten zu müssen, sollten sich fragen, ob nicht gerade eine soziale mischung -- und da gehören leute, die einer vollzeit-beschäftigung nachgehen und entsprechend verdienen auch dazu -- in jedwelcher hinsicht nicht auf dauer ein ganz guter weg ist.

das gejammer der angeblich betroffenen hat schon einen peinlichen dorfgeruch. es geht sclicht um spiesser-interessen: der baulärm, der zaun zum zu nah gefühlten nachbargebäude, "alles soll so bleiben wie es ist", etc. nicht anders wird argumentiert, wenn im hinterletzten kuhdorf mal ein stall neugebaut werden soll. und das auch noch getarnt im berlintypischen alternativen-kostüm inszeniert.

aber es geht eben vor allem um die ideologie. nicht um stadtentwicklung und nicht um umfeldentwicklung.