Wojciech Kuczok, Star der jungen polnischen Literatur, erhielt für seinen ersten Roman Gnój (Dreckskerl) 2004 den NIKE, den bedeutendsten polnischen Literaturpreis. Gabriele Leupold und Dorota Stroinska lesen aus ihrer ebenso preisverdächtigen Übersetzung des Romans und
berichten von der laufenden Arbeit an Kuczoks Essayband Höllisches Kino.
Was entsteht, wenn zwei Übersetzerinnen mit zwei Muttersprachen – in diesem Falle Deutsch und Polnisch – gemeinsam an einem Text arbeiten: ein Stoßmichziehdich? Oder eine Übersetzung, die alle Möglichkeiten beider Sprachen nutzt? Sind sprachübergreifende Übersetzertandems nur eine praktische, bequeme Form der Zusammenarbeit oder erreicht die Übersetzungskunst damit eine neue Stufe?
Der Roman Dreckskerl (Suhrkamp 2007) erzählt von den dramatischen Wendungen der deutschen und polnischen Geschichte im 20. Jahrhundert, deren Gewalt sich im privaten Leben der Familie K. fortsetzt. Höllisches Kino widmet sich in kurzen Essays europäischen Filmen, die an Tabus rühren und die Schwelle des Erträglichen überschreiten. In beiden Texten sind es besonders die Wortspiele, die Lakonie und die an Thomas Bernhard erinnernden Wiederholungen, die das Übersetzen
reizvoll machen.
Gabriele Leupold, *1954, übersetzt vor allem aus dem Russischen (u. a. Andrej Belyj, Vladimir Sorokin, Warlam Schalamow) und ist daneben auch als Moderatorin, Autorin und Herausgeberin tätig. 2003 erhielt sie für ihre Neuübersetzung von Belyjs Petersburg den Celan-Preis. Sie ist
Koautorin der Video-Dokumentation Spurwechsel. Ein Film vom Übersetzen (2003) und Mitherausgeberin des Bandes In Ketten tanzen. Übersetzen als reproduktive Kunst (Wallstein 2008).
Dorota Stroinska, *1965 in Poznan/Polen, studierte Neuere Deutsche Literatur, Slawistik und Linguistik in Poznan und an der FU Berlin. Seit 1994 übersetzt sie vor allem aus dem Deutschen ins Polnische (u.a. Karl Jaspers, Friedrich Nietzsche, Rüdiger Safranski, Lutz
Seiler, Undine Gruenter). 1998 erhielt sie den Übersetzerpreis des polnischen Übersetzerverbandes.
Freitag, 25. April 2008 um 20 Uhr
Kurt-Tucholsky-Bibliothek Prenzlauer Berg
Esmarchstraße 18
10407 Berlin
Eintritt frei!
www.auspacken.org
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